Previous PageNext PageTable Of Contents../index.htm


2.2.10 Jahrmärkte

Schuhmacher und Schneider hatten wie alle Gewerbetreibenden Interesse daran, daß die Termine der Märkte rechtzeitig bekannt gemacht wurden. Es ist anzunehmen, daß Jahrmärkte bald nach Erlangung der Stadtrechte abgehalten wurden. Anfangs gab es 2 Märkte, die im Juni und im August stattfanden. Am 16. Januar 1776 registrierten die ,,Geheimen Räte" der Regierung, daß sie die Vermehrung der ,,seit alters her" angeordneten zwei Märkte nicht gestatten könnten. ,,Wir sind aber zur freundlichen Willfahrung geneigt", schlossen sie die Ablehnung. Schon im März 1801 wurden 4 Märkte abgehalten und zwar ,,neben dem Laurenti und dem Martinimarkt am Montag vor Martin Luther," ein Markt vor Fastnacht und einer nach Ostern. Vor sämtlichen Märkten fanden Viehmärkte statt. Auch auswärtige Händler trieben ihr Vieh auf. So erwähnte ein Schreiben vom 30. Juli 1633, daß selbst während des Dreißigjährigen Krieges Tiere aus Kurbrandenburg auf den Dalenburger Markt gebracht wurden.

Die Bekanntmachungen von Verlegungen der Märkte erfolgte in den sogenannten ,,Intelligenz-B1ättern", im ,,..Hamburger Correspondenten", in den ,,Hannoverschen Anzeigen" und in den örtlichen Mitteilungen der Ämter Boitzenburg, Lauenburg, Lüne, Hitzacker, Dannenberg, Scharnebeck, Neuhaus, Harburg und Medingen. Bei der Verlegung des Laurenti-Marktes 1805 entstanden für die Anzeigen 10 rth 72 ggr an Gebühren, von denen die Judenschaft aus Bleckede 8 rth zusteuerte, denn auch die jüdischen Händler hatten großes Interesse daran, daß viele Käufer auf dem Markt erschienen.

Die Markttage boten eine zusätzliche Einnahme für die am Markt wohnenden Bürger. Sie kassierten von den Budenbesitzern ein ,,Stättegeld" und schädigten dadurch die Kämmereikasse, die die Einnahmen für sich beanspruchte. Die nicht am Markt wohnenden Bürger beklagten sich, ihnen entging nicht nur ein ,,Stättegeld", sie mußten es auch den Hausbesitzern bezahlen, wenn sie einen Stellplatz am Markt wollten.

Am 16.2.1835 bat Vogt Becker das Amt um eine Entscheidung und stellte auf dessen Anfrage die Situation dar. Die nördlich und südlich der Landstraße Lüneburg-Dannenberg wohnenden Bürger verlangten für den Platz vor ihren Häusern eine Miete von den einheimischen und auswärtigen Budenbesitzern, die bereits pro Bude 1 ggr ,,Stättegeld" an den Magistrat zahlten. Der Marktplatz gehöre der Gemeinde, argumentierte Becker, und so stünde es auch der Gemeinde zu, alle Einnahmen auszuschöpfen, um die Umlage zur Erhaltung des Marktplatzes, die ja alle Bürger trügen, niedrig zu halten.

Da der Marktplatz jährlich 60 rth ,,Stättegeld" einbrachte, konnte die Kämmereikasse nicht auf diese Einnahmen verzichten, denn die Budenbesitzer weigerten sich, an zwei Stellen Miete zu entrichten, nämlich an die Kämmereikasse und an die Anlieger. Wahrscheinlich entschied das Amt, wie ,,Kämmereiakten" beweisen, daß die Gemeinde allein das ,,Stättegeld" einziehen durfte.

Am 25.11.1835 beschwerten sich die Schuhmachergilden von den Ämtern Dannenberg und Neuhaus in Bleckede, daß die ansässigen Schuhmacher in Dahlenburg ihnen auf den Jahrmärkten schlechte Stellplätze zuwiesen, sie mit ihren Ständen abdrängten, so daß sie keinen Absatz ihrer Waren fänden. Sie baten daher das Amt, die Reihenfolge der P1ätze zu regeln, wie es in anderen Orten üblich wäre und schlugen vor:

Reges Leben und Treiben herrschte an den Markttagen. Einheimische und ,,ausländigsche" Händler boten ihre Waren an, feilschten um die Preise mit den Käufern, die von fern und nah herbeiströmten, trugen auch Händel aus, wenn der Alkohol die Zungen gelöst hatte, so daß die Ordnungshüter ihres Amtes walten mußten.

Nicht nur der Kämmerer freute sich über die Einnahme von Gebühren für seine Kasse, auch die Gewerbetreibenden zählten am Ende des Marktes manche ,,Gute Groschen" in ihre Beutel, besserten damit ihren Lebensunterhalt auf.

Nach Emil Goosmann gab es um 1900 noch 3 Märkte, den Markt im März, den Laurentiusmarkt im Sommer und den Martinimarkt am Dienstag vor dem 10. November. Am Morgen der Märkte wurden Schweine und Ferkel, aber auch Kühe und Pferde angeboten.

Emil Goosmann berichtete anschaulich:

,,Zum Faslamsmarkt kamen die Bardowickerinnen in Tracht, ihre Körbe auf dem Kopf. Sie verkauften Sämereien und Pflanzen, Thymian, Estragon und Majoran, an Blumen hauptsächlich Goldlack, Primeln und Stiefmütterchen. Von hieraus besuchten sie dann die umliegenden Dörfer.

Der Martinimarkt war eine Schau. Schon tagelang vorher rollten die Schaustellter mit Roß und Wagen an. In vielen Privatstallungen standen die Pferde der Schausteller. Witthut mit der Schiffsschaukel, Vohs aus Celle mit dem Pferdekarussel waren alte Kunden. Die großen Aussteller hatten ihre Plätze von Schlachter Schulz bis um die Ecke nach Schmied Kampff. Die Buden zogen sich an den Straßenseiten bis vor unsere Tür hin. Uns gegenüber stand der ..billige Jakob... Auf der Scheunendiele von Thiele, jetzt Dunkel, verkauften die Lewis aus Lüneburg ihre Damen-, Herren und Kinderkleidung. Bei Stehr, jetzt Kreissparkasse, konnte man das neueste in Damenhüten und kleinen Pelzen bekommen. An den Bäumen vor dem Buhlertschen Hause (Volksbank) bis zur Apotheke und an dem Dr. Dierkingschen Hause (Hermann Grote) waren Ketten gespannt. Hier band man die zu verkaufenden Kühe und Bullen an. Der Pferdemarkt war vor dem Roseschen Hause, an der Schlachterei von Schulz. Der Schweinemarkt war vor der Köhnschen Wirtschaft (Röhr). In allen Sälen war ab 2 Uhr Tanz. Masson, Rose, Conrades. Bei Schlachter Schulz gab es für 1 Mark frische Wurst und Sülze mit Brot, so viel man essen konnte. Bei den Kaufleuten und Schuhhändlern war der Kaffeetisch für die Hausfrauen gedeckt. Wir hatten eine ältere Frau zum Kaffeekochen und zum Servieren. Von den Männern wurden viele, viele Grogs verkonsumiert, und ,,Prost Jahrmarkt" hörte man bis zum nächsten Morgen." (37)

Previous PageTop Of PageNext PageTable Of Contents../index.htm