
Nach der Christianisierung gründete die Kirche vom Erzbistum Mainz aus u. a. das Bistum Verden an der Aller, 849 zuerst erwähnt. Das Bistum Verden bestand aus den Archidiakonaten Salzhausen, Modestorpe (Lüneburg), Bevensen und Holdenstedt. Von diesen Orten aus errichtete man weitere Kirchen. Zum Bistum Verden gehörte auch Dalenburg und damit zum Archidiakonat Bevensen. Der Archidiakon war z. B. der Richter bei Vergehen gegen die Kirchenordnung und nahm im Auftrag des Bischofs, später d. Abtes d. Michaelisklosters, die Einführung der Geistlichen in Dalenburg vor. Zum Unterhalt der Kirchen und Pfarreien hatte Karl d. Gr. verfügt, daß jeder Hof den Zehnten der jährlichen Ernte des Hofes, auch des adligen Hofes, der Kirche übergab. Jede Pfarre erhielt Land in der Größe eines Bauernhofes. Dazu sollten für den Pfarrer ein Knecht und eine Magd gestellt werden. Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerten sich die Pfarrländereien. So schenkte z. B. Herzog Johann v. Braunschweig und Lüneburg, der ,,Gode Johann", 1274 der Kirche St. Laurenti und ihrem Geistlichen Hartwig die ,,Vogtei und den Zehnten von 4 Hufen in der Gemarkung". Er übernahm dafür den Zins von 8 Hufen in Buendorf. Die Pfarre bekam also weitere Zuwendungen aus der Verpachtung dieser Hufen, konnte die Verpachtung allein vornehmen und das Land nach eigenem Ermessen bewirtschaften lassen.
Herzog Otto, der Sohn Herzog Johanns, bestätigte der Kirche in Dahlenburg 1283 die Besitzungen und überantwortete ihr zum Seelenheil seines Vaters alle Güter, auch für die, die sie in Zukunft erwerben würde, das Obereigentum. Mit dem Obereigentum gehörte der Kirche das volle Eigentum an Land, daß sie von sämtlichen Abgaben an weltliche Herren befreit war. So galt die Stelle in Dalenburg als eine der besten Pfarren des Bistums, zumal G1äubige, Adlige, Bauern oder Bürger, die besorgt waren um ihr Seelenheil oder das ihrer Angehörigen, der Pfarre Land vermachten, so daß sie die größten Anteile der Ackerflächen des Ortes besaß.
Am 22. Februar 1302 verfügte Papst Bonifaz VIII, dem Michaeliskloster in Lüneburg u. a. die Pfarrkirche in Dalenburg einzuverleiben.
Sie lieferte nun ihre Überschüsse, die aus den Verpachtungen der Ländereien bzw. den Zehntabgaben entstanden, an das Kloster in Lüneburg ab. Jedoch unterstand die Pfarre weiterhin der ,,bischöflichen Gerechtsame". (20)
Der erste Pfarrer aus vorreformatorischer Zeit, dessen Name 1274 überliefert wurde, war Hartwig. Hodenberg hielt in Urkunde 399 fest:
,,Knappe Heinrich von Schwerin bekennt, daß er für den Fall des Todes des Pfarrers Johann Hoyer zu Dalenburg, dem Otto Grote Gevehard.s Söhne, seine drei Theile an den großen und kleinen Zehnten zu Süttorf und Wistedt überlassen hat. 27. April 1356."
Am 3. Mai 1356 überantwortete Otto Grote gem. Urkunde 400 ,,..dem Abt Ulrich, Prior Anton und dem Convent des Klosters St. Michaelis die drei Theile des Zehnten", die ihm Knappe Heinrich von Schwerin überließ und zusätzlich ,,von dem viertel Theile derselben ein Drittel unter der Bedingung, daß der Pfarrer Johan Hoyer zu Dalenburg sein Leibgedinge in demselben behalten soll."
Gemäß Urkunde 409 vom 20. November 1357 fand ein Tausch statt. Kloster Scharnebeck tauschte eine ,,hinter dem Pfarrhaus gelegene Kothe gegen eine Kote mit Hof und Hausstelle in Swendele". Swendele oder Schwendal ist ein Flurstück am Wege Dahlenburg-Riecklingen.
Am 30. November 1358 verkaufte Pfarrer Johann Hoyer an das Kloster Medingen das Gut zu Golste.
Das Kloster Lüne veräußerte an Pfarrer Heinrich Vrymann, Dalenburg, am 30. April 1396 gem. Urkunde 596 einige Äcker und 1 Wiese, die an der alten Kirche lagen und erwarb für die Summe 2 Wiesen beim Hofe Vrestorf, Heinrich Vrymann war also ein Nachfolger von Johann Hoyer.
In Urkunde 636 vom 30. April 1403 finden wir einen Johann von Lerte als Geistlichen in Dalenburg. Der Vizearchidiakon von Bevensen, Johann von Winsen, empfahl den Pfarrern seines Archidiakonats, besonders dem Pfarrer zu Nahrendorf, Johann von Lerte in den ,,Besitz" der Pfarre zu Dalenburg und ,,ihrer Rechte einzuführen".
Nach Johann von Lerte trat Johann Lauenrode sein Pfarramt in Dalenburg an.
Nach Urkunde 833 verkaufte das Kloster St. Michaelis am 1. November 1457 eine Wiese vor Dalenburg an Pfarrer Johann Lauenrode. Dafür sollte in der Kirche zu Dalenburg für den als ,,Domherr zum Heiligen Kreuz" in Hildesheim verstorbenen Johann von Lerte ein Gedenkgottesdienst abgehalten werden.
1274 Hartwig, 1356 Johann Hoyer, 1396 Heinrich Vrymann, 1403 Johann von Lerte, 1457 Johann Lauenrode waren Pfarrer aus der vorreformatorischen Zeit. Von ihrer Tätigkeit in der Gemeinde wurde nichts überliefert. Ihre Namen dokumentierten die angeführten Urkunden. Wahrscheinlich wirkten sie, wie ihre unbekannten Vorgänger und Nachfolger, recht lange in Dalenburg.
Die älteste Kirche Dahlenburgs, die Laurentiuskapelle, die ,,olle Kerk" genannt, heute Heimatmuseum, erbaute man in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie blieb ca. 100 Jahre Schloßkapelle, da die Celler Herzöge hin und wieder in Dahlenburg weilten. Sie besaß einen Turm, der, da er einzustürzen drohte, gem. Verf. des Bischofs von Verden 1352 abgebrochen werden sollte. Beim Ausheben von Gräbern in unserem Jahrhundert stieß man an der Südwestecke der Kapelle auf die Fundamente des damals freistehenden Glockenturmes.
200 Jahre diente dann die ehemalige Schloßkapelle bis zur Reformation der Landgemeinde als Gotteshaus. Während Herzog Otto die Laurentiuskapelle auf dem Geestrücken setzen ließ, stand die Johanniskirche im Tal der Neetze. Wahrscheinlich stammte auch sie bereits aus dem 13. Jahrhundert.
Nach Einführung der Reformation vereinigte man Stadt- und Landgemeinde zu einer Predigtgemeinde. Ein von der Klosterdirektion eingesetzter Patronatsherr vertrat nun die Belange der Pfarre. Die Reformation führte Herzog Ernst, der Bekenner, ab 1527 nach und nach in seinem Herzogtum ein. Der erste Prediger nach der Reformation, der 1561 starb, hieß Werner Holtmann. 60 Jahre wirkte als Küster Henricus Stelten. Er verschied 1566, war also noch vor der Reformation hier tätig. Seinen Nachfolger, Paulus Eckenberg, führte ein Pastor Theodoricum Wenmaringium, der seit 1562 in Dahlenburg tätig war. Als er sein Amt übernahm, war die Johanniskirche schon baufällig. Aus dem Glockenturm fielen Steine heraus, und das Holzwerk begann zu faulen. Mit Hilfe von Geld- und Sachspenden, sowie mit Einsatz von Hand- und Spanndiensten besserte man die Schäden aus. Die Arbeiten richtete als Zimmermann ,,Claus Framecke aus Eltzendorp" und die Maurerarbeiten ,,Heinz Haue aus Lüneburg" aus. Die Arbeiten überwachten die Juraten. Sie wurden von der Gemeinde gewählt unter Zustimmung des Pfarrers. Schon um 1344 gab es in den Kirchengemeinden Juraten, die neben anderen Aufgaben mit sog. Beedebrettern die ,,kirchlichen Beeden", also Bitten, Kollekten und Abgaben einsammelten.
Später löste der Klingelbeutel die Beedebretter ab. 1570 z. B. sorgten die Juraten dafür, daß man das Pfarrhaus neu deckte. Juraten waren in unserem Sinne Kirchenräte bzw. Kirchenvorsteher.
Zu den ersten namentlich erwähnten Juraten gehörten 1562: Carsten Möller aus Dalenburg, Behrendt Meyer aus Bargmoor und Lutge Zole aus Quickborn sowie Theos Cupoitz aus Lestahl.
1567 bewilligte der Bischof, daß Jost Sporcken einen Stuhl mit Wappen in die Kirche stellen durfte. Er setzte den Stuhl neben den der Herren von Hitzacker und der Orgel. (21) Er versicherte dem Pastoren und dem Juraten Carsten Möller, daß er zu jeder Zeit bereit sei, seine Maßnahme auch gegenüber dem von Hitzacker zu vertreten, den Frauenstuhl stellte er daneben auf, erhielt aber nachträglich die Bewilligung.
In einem Grenzstreit mit Jost Sporcken um 1568, bei dem dieser einen Grenzstein zwischen seinem Acker und dem der alten Kirche, dem sog. Weinstück beim Palmberge, gelegt hatte, war Wenmaringium der Ansicht, daß der Stein zu nahe an das Kirchenstück gerückt worden war. Zusammen mit dem Vogt Hans Tile entfernte er den Stein und ließ ihn auf Sporckens Acker fallen. Jost Sporcken sah es, und Henning Retken, sein Hofmann, verwickelte den Pastoren in eine Schlägerei und brachte ihm eine Kopfverletzung bei. Wenmaringium zeigte den Vorfall an, und so erschienen eines Tages die Herzöge Heinrich und Wilhelm der Jüngere v. Braunschweig und Lüneburg persönlich mit Statthalter, Kanzler und Räten in Dalenburg.
In der ,,ollen Kerk" fand die Anhörung und die Schlichtung durch die hohen Herren statt. Die Herzöge entschieden, daß das ,,Winstück" ,,tho ewigen tiden by der kerken to Dalenborch" bleiben sollte, damit von dem Ertrag Wein und Brot ,,tho aller notdurft", also zum Abendmahl, gekauft werden konnte. (22)
Ein Schriftstück über diese Entscheidung unterschrieb und siegelte man. Jedoch schon 1569 setzte Moritz von Zarenhusen, Amtshauptmann in Bleckede, mit seinem Schwager Jost Sporcken in Abwesenheit des Pastoren einen Grenzstein zwischen dem Weinstück und dem ,,Sporcken-Acker". Ob dieser Stein nun rechtmäßig aufgestellt war, untersuchte der Pfarrer nicht mehr, er resignierte.
Ärger machte auch 1569 Hans Wistrick, ein Nachbar des Pastoren. Er verlängerte sein Wohnhaus und mauerte zum Pfarrhof zu 3 Fenster ein, ohne den Pastoren zu fragen. (23) Es war in Dahlenburg nicht gestattet, zum Nachbarn hin Fenster einzusetzen, wenn vorher keine gewesen waren. Der Pastor teilte diesen Vorfall dem Juraten Carsten Möller mit und informierte den Rat von Dalenburg, damit diese Angelegenheit nicht in Vergessenheit geriet. Da er aber mit seinem Nachbarn in Frieden leben wollte, verlangte er keine Wiedergutmachung.
1571 versetzte der Bischof Johannes a Rheden als ,,Capellan und Scholmeister" nach Dalenburg. - P. Eckenberg ging als ,,Condjutor Pastoris" nach Neetze.
1570 und 1572 erfolgten im ganzen Lande Kirchenvisitationen. Zu dieser Visitation kamen aus Celle der Superintendent, ein Pastor aus Lüne und der Amtshauptmann aus Bleckede. Sämtliche Frauen und Männer aus dem ganzen Kirchspiel mußten dazu erscheinen, und man prüfte sie in Glaubensfragen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Ländereien der Pfarre und die Einkünfte registriert, die in Niederdeutsch auf Unterlagen aus dem Archiv von Wolfenbüttel überliefert sind.
,,Salarium vel stipendium Pastoris Dalenburgensis
8 |
Hoffe landes vor Dalenborch, darvan werd gegeven; | |
8 |
wichimpten roggen und 8 wichimpten havern; | |
4 |
wichimpten van 4 luden binnen Hermerstorp; | |
7 |
himpten roggen und 7 himpten havern uth der capellen tho Ginow, jherliches 7mal tho predigen; | |
3 |
himpten roggen Hinrich Soncke tho Lengrave; | |
2 |
himpten roggen und 2 himpten havern tho Sommerbecke tegt korne; | |
12(17)d |
van einem communicanten jherliches uth dem gantzen caspel facit 18 mkr.; | |
1 mkr., |
20 eyer, 1 rockhon Heine Hermers van Dumstorp van dem wostenhaffe; | |
3 mkr. |
jherliches hur van dem spicker; | |
1 |
f |
binnen Dalenborch, van den b(u)wluden, welche de hoffen brucken, de hoffe gifft 3 s de halfe hoffe 18 d, desse moten de beiden kempe hacken, |
3 |
d |
jharliches uth einem jedern huse binnen Dalenborch, up twe tide, facit 16 s. |
2 |
d |
jharliches uth einem jedern huse binnen caspels up winachten facit 20 wigelgeld; |
12 |
risten flasses uth einem jedern huse binnen caspels up winachten tho sammelen, | |
6 |
s |
memorien geltt uth dem register van den juraten binnen Dalenborch, und de pastor gifft 3 1/2 s jharliches den juraten uth dem groten campe, vor 2 stucke; |
1 |
schincken und ein brott up winachten van Jost Sporcken haffe, | |
5 |
mettworste und 5 brott van Budendorp up winachten, | |
Nocht |
ein kampe bi der olden kerken, darup menn seyet 10 himpten roggen und eine wisch, darin men meyet 5 fodder houwes, | |
Nocht |
ein kamp darup menn seyet 8 himpten roggen, mit einer wisch, dar yn men meyet 4 fodder houwes, desse beiden kampe moten de 4 van Hermerstorp, de den roggen gewen meyen, | |
Nocht |
2 kering landes ein bi dem Kaverlo dat ander bi dem Ilsale, dar man ynseyet 3 himpten roggen, | |
Nocht |
1 stuck 4 kering twischen Sporcken acker und dem Palmberge, de dat stuck gebruckt, mot win und brodt yn de kerken schaffen, dat winstuck genantt. | |
Ao. 1570 19 die decembris" | ||
Der Nachfolger von Wenmaringium, Georgius Schillingus, gab am 17.5.1584 einen Bericht ab über die Trauung von Katharina v. Spörcken und dem Herzog Moritz von Sachsen:
,,Es ließ die Frau Spörke mich zu sich rufen und eröffnete mir, daß Herzog Moritz (Sohn von Franz I. von Lauenburg) ihre Tochter zur Ehe begehrt habe; solches habe sie freilich abgelehnt, aber der Herzog habe sie abermals angegangen mit dem Erbieten, sich die Jungfrau Katharina in Gegenwart ihres Bruders ehelich antrauen lassen zu wollen. Als ich mich der Einsegnung weigerte, weil die Jungfrau dem Herzog nicht ebenbürtig sein, erwiederte die Frau Spörke, daß die fürstliche Ordnung sich nur auf gemeine Leute und Knechte beziehe. Hierauf bat ich um Bedenkzeit, nahm indessen die Einladung zum Mittagessen an. Ueber Tisch trat plötzlich Herzog Moritz ein, ließ mich, als ich rasch aufbrechen wollte, mit Gewalt zurückhalten und trug mir seinen Wunsch vor, durch mich der Jungfrau Katharina angetraut zu werden. Mir stockte die Antwort, worauf die Frau Spörke sprach: der Pastor besorge vielleicht, wegen der Trauung um seinen Dienst zu kommen, aber der Herzog wolle für allen hieraus erwachsenden Schaden einstehen.
Nun drang ich darauf, daß die beiderseitigen Freunde und Verwandte gegenwärtig sein müßten; das fertigte der Herzog mit der Entgegnung ab: habe sein Bruder Franz für sich gefreit, so wolle auch er für sich freien; jeder müßte sein Bestes selbst prüfen; überdies habe seine Frau Mutter ihre Einwilligung gegeben. Frau Spörke aber sprach: Werner, der Bruder Katharinas, habe gleichfalls eingewilligt, könne aber wegen seines Weilens im Auslande nicht gegenwärtig sein; der Herzog und Katharina hätten sich einander zugeschworen und welcher Theil die Ehe nicht halte, den solle der Teufel holen.
Nun wurde das Gesinde, bis auf die Magd und Köchin, aus der Stube gewiesen und da meine wiederholte Bitte um Aufschub bis auf den folgenden Tag nicht erhört wurde, nahm ich die Trauung vor. Der Herzog warf nach geschehener Einsegnung zwei, die Braut einen dicken Thaler ins Becken, welches die Magd mir überbrachte."
"Darauf ist dem Pastor gesagt, daß wir mit ihm ein hoch Mitleiden trügen, wollten lieber, er hätte sich besser vorgesehen; da es aber geschehen, müsse man es dahin stellen; er solle sich hinfort weislicher und bedachtsamer vorsehen." (24)
Gregorius Rudolphi, Johannis Salingius folgten als Pastoren. Salingius erlebte noch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, denn er starb 1620. Im selben Jahr führte man den in Celle examinierten und ordinierten Jacobus Friderici in sein Predigtamt in Dahlenburg ein. Er überstand in seiner Gemeinde bewegte Zeiten, da Dalenburg im Kriege wiederholt geplündert wurde. Sachlich notierte er die Überfälle sowie die Ereignisse in der Gemeinde. Hier einige Beispiele: (25)
18.2.1626 ,,Starb die Schacksche zu Horn und wart in der Kirche begraben unter der Frauen Stühle in der Steige unter der Kantzel. Für die Stähte zur Begräbnis gab der Junker 16 rth."
Es war das Vorrecht adliger Familien in damaliger Zeit, in der Kirche die letzte Ruhestätte zu finden. Hier besaßen die Adelsgeschlechter Stühle; aber auch Bürgermeister, Ratsherren und Handwerksmeister konnten eigene wählen. Das Aufstellen solcher Stühle mußte beantragt und mit Zuwendungen in den ,,Gotteskasten" oder durch Stiftungen vergütet werden.
So stiftete Hans Friedrich von Wittorf aus Horndorf, nachdem er 1630 einen Frauenstuhl bauen ließ, einen Kelch, außen und innen vergoldet.
In diesen Kelch hatte man folgende Inschrift eingraviert:
,,Hans Friedrich von Wittorf
Anna 1646
Das Blut Jesu Christi
des Sohnes Gottes
macht uns rein von allen Sünden. Amen"
Dieser Kelch, nach der letzten Plünderung im 30jähr. Krieg gewidmet, dient noch heute der Gemeinde beim Abendmahl. Ferner erhielt der Pastor jährlich zu Pfingsten 4 und der Küster 2 Himten Roggen.
Mit den Juraten vereinbarte v. Wittorf, daß er von den Kirchendiensten befreit bleiben wolle und daß seine Dienstleute, wenn sie sterben, nicht auf dem Friedhof der Landgemeinde an der alten Kirche, sondern auf dem Stadtkirchhof an der Johanniskirche begraben werden sollen. Für diese Vorrechte sagte er zu, 50 rth. zu geben oder jährlich zu Pfingsten 6 rth. an Zinsen.
Für sich und seine Frau aber wollte er eine Begräbnisstätte in der Kirche ausmauern lassen und dafür 8 rth. geben.
Am 30. Mai 1626 plünderten die Kaiserlichen zum 1. Mal die Kirche. Sie nahmen alles mit, was zum Kirchenornat gehörte, z. B. Meßgewänder.
Am 17. Oktober 1627 wurde die Kirche zum 2. Mal von Kaiserlichen geplündert.
Im Januar dieses Jahres kauften die Juraten für 80 rth. ein Backhaus von Gültzow für den Pfarrgarten.
Im Juni und Juli 1629 zogen die Kaiserlichen aus Dalenburg aus, nachdem Frieden mit dem König von Dänemark geschlossen worden war und plünderten bei dieser Gelegenheit zum drittenmal die Kirche.
1634 und 1635 mußte der Kirchturm im Ort schon wieder ausgebessert werden. Dieses geschah auf Anordnung des Pastoren und der Juraten Klaus Ketzen, Lütge Meyer aus Ellrulgen und Hans Varige aus Ahndorf. Hierzu bezahlten die Vollhöfner 5 rth. und die Halbhöfner 2 1/2 rth. Bauern und Bürger halfen fleißig bei den Ausbesserungsarbeiten. Steine und Kalk holten sie aus Lüneburg. Am 17., 18. und 19. Oktober plünderten schwedische Reiter die Kirche und nach ihnen Chursächssische, ,,was aber die Schwedischen noch überließen, das nahmen hernach die Chursächssischen hinweg und gingen mit uns um, als wenn wir ihre Feinde wehren". (26)
Mit Recht war der Pastor verwundert, denn Schweden und Chursachsen waren Protestanten. Doch es ging in diesem Krieg nicht mehr um Glaubensfragen, sondern um machtpolitische Interessen.
Im August und September 1637 plünderte ,,Chursächsisches Volk" die Kirche, während im Jahr davor schwedische Reiter unterschiedliche Male den Ort und die Kirche ausgeraubt hatten. Schon im nächsten Jahr fiel der Herzog von Florenz mit seinen Truppen aus Pommern und Mecklenburg kommend in Dalenburg ein, und sie raubten den Ort und die Kirche aus.
Die letzte Plünderung erfolgte dann wohl durch die Schweden, die über die Elbe vordrangen, am 6. Januar 1639. Da sie wahrscheinlich nicht mehr viel Wertvolles vorfanden, rissen sie das Gestühl aus der Kirche und verbrannten es. - In diesem Jahr übertrug Bruhns, Ratsherr der Stadt Dalenburg, 100 rth. der Kirche im Auftrage seines verstorbenen Vaters. Das Geld lag als Schuldsumme auf dem Grundstück des Bürgers Daniel Volkner, die Kirche sollte die Zinsen erhalten.
Infolge der langen Kriegsdauer, unter der die Bevölkerung besonders litt, verrohten auch die Sitten. So klagte der Pfarrer darüber, daß besonders viel getrunken wurde. Oft versammelten sich die Leute ausgerechnet nach der Predigt in der Küsterei, wo der Küster trotz Verbote Bier ausschenkte. Eines Sonntags kam es dabei wieder zu einem Streit, in dem der Hofmeister von Horn den Laurenz Luhmann aus Lemgrabe ermordete. Die Tat wurde dem Amtshauptmann zu Bleckede gemeldet. Die Lemgraber bestatteten den Toten auf dem alten Friedhof. Der Küster Valentin Könnekendorf wurde aus dem kirchlichen Dienst entlassen und an seine Stelle kam Nikolaus Polmann.
Insgesamt ließen Kirche und Ort 8 Plünderungen über sich ergehen. Wertvolles, noch 1572 im Visitationsbericht erwähntes Inventarium, fiel in die Hände der P1ünderer, darunter 2 vergoldete Kelche. Man verschonte den wertvollen gotischen Flügelaltar, der aus dem 14./15. Jahrhundert stammt. Er ist aus Eichenholz geschnitzt und mit Gold überzogen. Auf den beiden Seitenflügeln erkennt man die 12 Apostel und 4 Heilige, unter ihnen St. Georg, der Drachentöter, und Maria Magdalena mit der Salbendose. Die Seitenflügel umrahmen das große Mittelfeld mit der Kreuzigungsgruppe. Der Altar steht auf der Predella, auf der der Kirchenmaler Koch (Hannover) die Anbetung des Kindes durch die Weisen aus dem Morgenlande darstellte. Auch die aus Eichenholz gearbeitete Kanzel aus der Renaissancezeit, also aus dem 16. Jahrh., blieb unversehrt. In 5 Feldern stellt sie, kunstvoll geschnitzt, Bilder aus dem Leben Jesu dar mit Bibelinschriften in Niederdeutsch und am Treppengelände die 4 Evangelisten mit ihren Symbolen. Die Tür zum Aufgang trägt die Jahreszahl 1604 und die Inschrift: ,,Der here Bewar Dienen In und Uthgang von Nuan Bet in Ewigkeit."
Der Nachfolger von Friderici war Antonio Burmeister. 1652, am dritten Pfingsttage, wurde er eingeführt."Gott gebe ferner in Gnaden zu meinem Pflanzen und Begießen das Gedeien, damit mein Werk im Herrn nicht vergeblich sei Amen," waren seine Eingangsworte. Als er sein Amt antrat, fand er beide Kirchen in einem schlechten Zustand. Es gelang ihm, eine größere Renovierung der Johanniskirche durchzusetzen. So besserte man 1663 kurz vor der Ernte das Sparrwerk der Kirche aus. Die Nordseite des Turmes wurde neu errichtet, Sturmbänder eingezogen, und die Westseite des Turmes erhielt einen neuen Anstrich. Weihnachten 1656 ließ Judith Margarita von Wittorf, geb. von Weihe, aus Horndorf die Kirche für 40 rth. ausmalen.
Die Juraten beauftragten 1662 Handwerker, an das Backhaus des Pastoren eine Stube und eine Kammer anzubauen für dessen Kinder und ihren Hauslehrer. Mit großer Mühe überzeugte er die Bürgerschaft, daß der Weg zwischen dem Pfarrhof und dem Nachbarn Wehrhagen gepflastert werden müsse, da Wehrhagen eine Abflußrinne zum Pfarrhof geleitet hätte. Der Amtshauptmann hatte wohl angeordnet, daß das Wasser zur Gasse ablaufen sollte, und die Stadt hatte die Steine dafür geliefert; doch Wehrhagen verschönerte mit den Steinen seinen Hof. Um des lieben Friedens willen ließ man nun auf Kosten der Kirche einen eigenen Weg pflastern.
1661 äscherte ein Feuer während der Nachmittagspredigt das Haus und die Scheune des Jost Ernst von Spörcken zu Süschendorf ein. Das Feuer hatte eine Frau gelegt, die daraufhin in Bleckede zum Tode verurteilt und durch das Schwert gerichtet wurde. Burmeister, seit 1652 in Dalenburg, führte sie gemeinsam mit dem Pastoren aus Bleckede zur Richtstätte. "Ich habe sie zum Tode begleitet. Sie starb, menschlich zu urteilen, in wahrer Bußfertigkeit," trug B. in die Chronik ein.
Am 18. Juni 1663 abends zwischen 7 und 8 Uhr schreckte die Einwohner eine Feuersbrunst auf, von der B. schrieb, sie ,,nahm dermaßen ersätzlich überhand, daß innerhalb zwo Stunden gantzer 20 Häuser, ohne Nebengebäude vom Schuster Kohnke biß zu des Rahtskeller vom Kirchhoffe, welcher das letzte war das abbrandte". (27)
Das Feuer zündete in Jürgen Bruhns Haus auf dem Boden. Die Funken stoben in der Luft umher, fielen auf des Pfarrers Leinwand, die auf dem Hofe zum Bleichen ausgebreitet war und brannte Löcher ein. Das Leichenhaus an der Kirche schmorte auch schon an einer Ecke; der Brand konnte aber noch gelöscht werden. Auch das Pfarrhaus fing an 5 verschiedenen Stellen Feuer. B. vermerkte: ,,wurde aber durch Gottes Gnade und wunderbarem Fleiß der Kirchspielleute noch wiederum gedämpft. Gott tröste die Hochbetrübten Abgebranndten und erfreue sie wieder zu rechter Zeit, wende auch väterlich dergleichen Unheil von unß und allen frommen Christen ab." (28)
Am 10. Juli l665 wurde das neue Pfarrhaus zur Freude von B. eingeweiht.
"Ich habe diesen Bau befordert nicht ohne Müh. Mein Hauß, solang ich bin, solang es Gott gefällt. Biß ich nach seinem Rat hinaus von hinnen zieh. Dann hab ich einen Bau in jener anderen Welt." und
"Wir bauen uns ein Hauß, und sind doch hier nur Gäste, bald wirft unß der Tod aus solchem fremden Neste.
Doch wissen wir ein Hauß in einer anderen Welt,
das nicht mit diesem Bau, noch mit der Zeit zerfällt." (29)
Er schrieb 1668, daß es bei seinem Amtsantritt üblich gewesen wäre, daß der Küster am Sonntagmorgen die Glocken in der alten Kirche, also in der Laurentiuskirche, geläutet, dann dreimal in der Johanniskirche und danach in der Kirche mutterseelen allein einen Psalm gesungen hätte. Er führte weiter aus, daß er nach der Einführung des Schulmeisters anordnete, daß der Schulmeister mit Küster und den Kindern ,,Sonntags in die sog. Mette gehen und mit ihnen gemeinsam singen". ,,Nachgehends hab ich anno 1668 mit Bewilligung der ganzen Gemeinde es angestellt, daß es Sonntagsmorgens um 5 Uhr sollte einmal in der Johanniskirche geläutet werden, darauf in der St. Lorenzkirche einmal, und dann wiederum in der St. Johanniskirche zweimal, darauf die Mette sollte angefangen werden. Da dann erstlich ein Morgengesang gesungen und darauf von dem Schulmeister ein, zwei oder drei Capitel (nachdem sie kurz oder lang) vorgelesen und dann das Vaterunser gebetet worden." (30) Bis Weihnachten 1871 war es üblich, daß der Küster am ersten Weihnachts- und Neujahrsmorgen um 6 Uhr einen Frühgottesdienst hielt. Danach verlegte man den vom Küster gehaltenen Gottesdienst auf den Abend vor den erwähnten Festtagen. Der Küster und der zweite Lehrer, der die Orgel spielte, erhielten für diesen Dienst jährlich 6 M 85 Pf.
Burmeister wohnte nur 5 Jahre im neuen Pfarrhaus, am 7. Mai 1670 wurde er durch den Tod abberufen. - Ihm verdanken wir das Anlegen einer Kirchenchronik, in die er auch Beiträge seiner Vorgänger, soweit Unterlagen vorhanden waren, einsetzte.
Seit dem 13. November 1670 predigte Hermann Steinhoff als neuer Seelsorger in Dahlenburg.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, bildeten sich religiöse Strömungen, sogenannte Erweckungsbewegungen, in Deutschland, die, da die menschlichen Sitten in der Kriegs- und Nachkriegszeit verroht waren, ein Rückbesinnen auf geistige Werte anstrebten. Sie wiesen auf die Mitte des Lebens, auf Jesus Christus hin und riefen zu einem bewußten Christsein auf. Die oberste Kirchenleitung sah ein, daß man mit einer christlichen Erziehung bei der Jugend beginnen müßte, um durch die Jugend auf das Elternhaus einzuwirken. So traf 1676, wie in anderen Gemeinden, auch in Dahlenburg bei Steinhoff der fürstliche Befehl ein, die Kinder in Kirche und Schule in ,,Catechismuslehre" zu unterweisen. Alle Prediger und Verantwortlichen hatten dafür zu sorgen, daß die Bewohner ihre Kinder in die Kirche und in die Schule schickten. Der fürstliche Befehl verlangte, daß die Behörden, also Rat und Bürgermeister, mit gerichtlichem Zwang den Predigern bei der Unterweisung der Kinder im ,,Catechismus" beistehen. Darüber hinaus befahl man den Predigern, bei Verlust ihres Amtes, Eheschließungen nur vorzunehmen, wenn die Leute einen Schein über die Teilnahme an der ,,Catechismuslehre" vorweisen konnten. Diese Katechismuslehre, ein wesentlicher Bestandteil der kirchlichen Ordnung, führte zur Konfirmation, zur Befestigung. Das Kirchenregiment wurde verschärft.
1679 verordnete der Landesvater, daß alle heimlichen Verlobungen, die ohne Einwilligung der Eltern geschahen, ungültig waren. Diese Verfügung verkündete der Pastor jährlich von der Kanzel.
Die neue Ordnung vom 27.9.1684, nach der die Gemeinde in Zukunft aufstehen und nicht mitsingen, sondern ,,in stiller Andacht zuhören" sollte, wenn der Pastor den Segen spricht, regelte den Gottesdienst. Nachrichten über die Kriege in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts drangen in die Kirchengemeinde. Da überfielen die Franzosen Straßburg, sie kämpften in der Pfalz. Die Türken zogen bis Wien, und viele Männer aus dem Lüneburger Raum eilten zu den Fahnen, halfen sie zu vertreiben, Wien zu retten. Nach Beendigung der Kriege fanden auch in Dahlenburg Dankgottesdienste statt. Zu allem Unglück brach die Pest aus. Viele Tausende starben in Wien, dann in Leipzig und anderen Städten. Man schloß die Grenzen, um ein Ausbreiten zu verhindern. Nur Reisende mit einem Gesundheitsnachweis durften die Grenze passieren.
In unserem Raum raffte die rote Ruhr in den Dörfern Harmstorf, Köstorf, Dahlem, Wiecheln, Leestahl und Quickborn 20 Menschen dahin. ,,Gott bewahr uns ins künftige für solche Plage", trug Steinhoff in seine Chronik ein. (31)
Neben diesen bewegenden Ereignissen stand die tägliche Kleinarbeit für Steinhoff. Da galt es, eine ,,Schlinge" zu ziehen um den alten Friedhof, also eine Begrenzung. Jeder Hauswirt aus den umliegenden Höfen mußte ,,7 Fuß gut zumachen". Für die wüsten Höfe, d. h. für die Höfe, die nicht mehr existierten, die aus irgendeinem Grunde aufgegeben worden waren, pflanzte das jeweilige Dorf eine Begrenzung von 7 Fuß; denn das Land bewirtschaftete ja irgend jemand in der Gemeinde, oder es lag in der Gemarkung brach. Am Lüneburger Weg, also an der Straße nach Lüneburg, begann der Verwalter von Gut Horn mit den Arbeiten an der Umrandung, und dann befestigte v. Spörcken mit seinen Leuten die Friedhofskante für 4 wüste Höfe Land und anschließend die Hofbesitzer sämtlicher Orte der Kirchengemeinde. Den Kirchhof im Ort an der Johanniskirche ummauerten die Bürger, der Müller aus Neetzendorf und die Buendorfer Bauern, denn ihre Toten fanden hier ihre Ruhestätte. (32)
Wie die Bürger, so besaßen auch Pastor und Lehrer Anteile an der Allmende. Eines Tages beschwerten sich, wie der Pastor schrieb, ,,etliche verwegene Mißgünstige" und der Bürgermeister Hironymus Meinke, daß der Pastor zu viel Vieh auf die Gemeinweiden schickte und zu viel Vieh halte. Der Amtshauptmann in Bleckede entschied, daß es dem Pastoren freistünde, so viel Vieh zu halten, wie er füttern könnte, da er einen Teil seiner Ländereien ,,halte", also selbst bewirtschaftete. Auch der Schulmeister behielt sein Vieh.
Eine Hilfe für Pastoren, die Brandschaden erlitten, bestand darin, daß die Pastoren im Bezirk aufgefordert wurden, dem Geschädigten 1 rth. zu schicken. In diesem Zusammenhang wies man darauf hin, daß alle Kirchen und Pfarrhäuser in Ordnung gehalten, Schäden aber rechtzeitig beseitigt werden müßten. Es war sehr wichtig, daß von Zeit zu Zeit fürstliche Verordnungen den Gemeinden vorschrieben, z. B. Ausbesserungsarbeiten zu machen, da sie die Arbeit der Pastoren und Juraten unterstützten, zumal die G1äubigen, die Hand- und Spanndienste leisten mußten, die Wichtigkeit der Reparaturen nicht immer einsahen.
Steinhoff, der 1695 starb, trug als letzte Notiz in die Chronik (S. 65) ein: ,,Der 2. September 1694 hat Johann Kasten, Müller zu Wicheln und seine Frau Erna Timmermannß die Weimarsche Biebel auf unsern Altar zum ewigen Gedächtnis in der Kirchen verehret." (Die kostete 10 rth, der Band 5 rth.)
Sein Nachfolger Heinrich Wissing amtierte von 1695 bis zu seinem Tode 1712. Er verpachtete bereits 8 Hufen Land an Dahlenburger Bürger, die dafür Roggen lieferten und Zinsen entrichteten. So wie er beklagte sich C. D. Bergmann (1712-1756) über ,,Unwissenheit und Gottlosigkeit" und wirkte doch 44 Jahre in der Gemeinde, aber ohne Einzelheiten seines Wirkens zu verraten.
Friedrich Buschmann, 1757 eingeführt, verschied bereits 1762, so daß er hier nur 5 1/2 Jahre tätig war.
Sein Amtsbruder Carl Gottlieb Francke, von 1763-1803 Pastor der hiesigen Gemeinde, ließ umfangreiche Renovierungen durchführen. 1762 begannen die Arbeiten unter Aufsicht des Kirchenvorstehers und Bürgermeisters Wiemann. Das äußere Gemäuer blieb stehen, neue Sparren, Latten und Dachpfannen nahm man und übertünchte die Bretter der Decke. Dabei verdeckte man die Deckenmalerei von 1656. Ferner baute man auf Ersuchen des Pfarrers eine Sakristei an, bis dahin diente dem Prediger zum Aufenthalt ein alter Beichtstuhl, den man nun der Witwe eines Pastoren vorbehielt, die in diesem ,,Predigt-Witwen-Stuhl" beim Besuch des Gottesdienstes saß.
1763 folgte dann für 970 Thaler der Einbau einer Orgel. Diese Kosten und die der Renovierung von 1200 Thaler bezahlte die Kirchengemeinde. ,,Da vorhin in 100 und mehr Jahren keine Orgel hier gewesen war". (33) Die 1567 erwähnte Orgel hatte wohl ausgedient.
1764 schenkte der Obrist Frantz Ladewig von Spörcken, Erbherr von Dahlenburg, der Kirche eine silberne, innen vergoldete Oblatendose.
1765 setzte das Konsistorium in Hannover das Gehalt für ,,Prediger Witwen" fest, nachdem die Witwe d. Pastoren Buschmann eine Entscheidung beantragt hatte.
Die Bezüge in Naturalien lauteten
,,1 Vollhöfer |
entrichtete einen |
halben |
Himten Roggen | |
1 Halbhöfer |
entrichtete einen |
viertel |
Himten Roggen | |
1 großer Dahlenburger Bürger |
entrichtete einen |
viertel |
Himten Roggen | |
1 kleiner Dahlenburger Bürger |
entrichtete einen |
achtel |
Himten Roggen" |
(34) |
jährlich. Im Weigerungsfalle trieb man die Abgaben zwangsweise ein.
Witwe Buschmann, die nach zweijähriger Trauer einen Ratssekretär in Lüneburg heiratete, bekam für den Himten Roggen 12 ggr. ausbezahlt.
Zum Witwenhaus gehörte ein Garten hinter dem Haus mit Obstbäumen, am Stein-Wege vor dem ,,Lüneburger Thore" ein Garten und eine Wiese hinter der Burg, vor dem "Schuster-Thore", ein Stück Land am hohen Felde und zwei sogenannte neue Ackerstücke. Da das Witwenhaus aber ein Bürgerhaus gewesen war, verlangte der Magistrat, daß die auf den Bürgerhäusern liegenden Abgaben geleistet werden müßten. Als die Witwe auszog, mußte der neue Mieter, der Pferde hielt, die Lasten sowie Handdienste tragen.
1766 ließ der Kaufmann Rudolf Krüger auf seine Kosten die Kanzel mit grünem Samt und goldenen Fransen auskleiden. 1767 widmete der ,,Regiments Chirurgus" H. C. Runge der Kirche einen silbernen, innen vergoldeten Kelch und die Oblatenschale. Er hatte in einer Lotterie 20000 holländische Gulden gewonnen und wohnte im Pfarrwitwenhaus. Ein Rankenmuster eingraviert, verziert den Kelch mit der Jahreszahl 1767 und den Buchstaben H C R. Kelch und Patine dienen auch heute noch im Abendmahlsgottesdienst. (35)
Ein Jahr später stattete der Bürger Hans Heinrich Meier die Kanzel mit grünem Samt und Gold aus. Er hatte 1500 Thl. in der Hann. Lotterie gewonnen.
1771/72 baute man ein Pfarrhaus. Der Kirchenjurat Jürgen Bartels hatte die Aufsicht, ,,da der andere im Flecken Friedrich Voigt sich nicht damit behängen wollte". Der Stall blieb stehen, das Wohnhaus wurde für 1200 Thl. errichtet. Francke meinte, es wäre zu klein, doch er habe nichts dagegen eingewandt, da die Pläne bereits bei seiner Ankunft vorlagen. Er war froh, daß er nun ,,trocken und sicher wohnen konnte", da die alte Wohnung stark verfallen war. Die Gemeinde mußte die Kosten aufbringen.
Eine große Teuerung im Lande bewirkte, daß der ,,Himten Rocken 1 Thlr 12 ggr 8 Pf kostete".
Im Jahr 1767 wurde der ,,neue vermehrte Lüneburgische Gesang" eingeführt.
1802 vermachte Julius Jürgen von Wittorf, Horndorf, ,,und erster geheimer Staatsminister und Ober-Kammerherr am hochfürstl. Heßen-Caßelchen Hofe" (36) der Kirche ein Legat von 2000 Gulden, davon 20 Gulden Zinsen. In der Stiftungsurkunde legte er den Verwendungszweck fest. Er starb 5 Tage vor Vollendung seines 88. Lebensjahres. Noch im gleichen Jahr, 1803, verschied Carl Gottlieb Francke, und sein Nachfolger im Amt, Johann Dietrich Becker, betreute die Gemeinde bis zu seinem Tode 1830.
In Beckers Amtszeit fielen 1815 die Vorbereitungen zur Aufteilung der Allmende. Die Pfarre fand die Kommission mit 27 Morgen 85 Quadratruten Weiden im Werte von 11,9329 Kuhweiden ab.
Zu seiner Zeit begann auch die Verkoppelung der Pfarrländereien, denn sie lagen ja mit den Äckern der Bürger im Gemenge.
Jedoch weigerten sich Becker, sein Nachfolger Johann Christian Buckendahl, der schon 1836 durch den Tod abtrat, so wie vor allen Dingen Carl Friedrich Eduard Schmidt als Bevollmächtigte des Patronats die Vertretung in den Verkoppelungssachen der kirchlichen Ländereien zu übernehmen. Becker, der bei der Gemeinheitsteilung die Vollmacht für die Pfarrländereien, das Pfarwitwentum, das Kantorat und die Kirche besaß, beanstandete wiederholt in seinen Gesuchen an das Patronat des St. Michaelisklosters und an das ,,Centrallandes-Ökonomie-Kollegium" die nach seiner Ansicht ungerechte Verteilung der Gemeinweiden, so daß zwischen 1819 und 1826 zwei Kommissionen in Dahlenburg erschienen, um die Abfindungen der kirchlichen Stellen zu prüfen, doch geändert wurde nichts. Schmidt empfahl dem Michaeliskloster, wie sein verstorbener Amtsbruder, dem Bürgermeister die Vollmacht in Verkoppelungsangelegenheiten der Pfarre zu übergeben.
Wohl holte die Klosterdirektion den Rat des Bürgermeisters ein, übertrug ihm jedoch nicht die Vollmacht, den Rezeß zu unterschreiben. Überhaupt zögerte das Patronat die Entscheidung heraus, da man, wie Schmidt, die hohen Verkoppelungskosten fürchtete; denn für die Pfarre verkoppelte man 289 Mg 93,4 Quadratruthen, für die Kirche 5 Mg 83 Quadratruthen, für das Pfarrwitwentum 96,1 Quadratruthen und für den Küster 41 Quadratruthen. Insgesamt belief sich die Summe auf 118 rth 12 ggr 1 Pf.
Becker meinte, die Pfarre zöge keinen Nutzen aus der Verkoppelung, sie könnte nur noch verlieren, da Pächter die Ländereien beackerten, und er die Lage der Flurstücke kannte. 1827 hatten 70 Bürger Pachtland von der Kirche.
Als schließlich der für die Verkoppelung zuständige Kommissar das Patronat wiederholt aufforderte, einen Bevollmächtigten zu stellen, bekam der amtierende Pfarrer Schmidt die Vollmacht, den Rezeß zu unterschreiben. Nach seinem Tode 1860 übernahm die Gemeinde von 1861-1885 Dr. Mathias Hermann Franck. In dieser Zeit kaufte der Kirchenvorstand 1867 für 15000 Mark das von Landwirt Röber 1856 erbaute Haus, während das damals baufällige alte Pfarrhaus Schuhmacher Dietrich Hoyer für 7830 M erwarb.
Während seiner 22-jährigen Wirkungszeit erlebte er noch 1880 die Einweihung der von Maurermeister Päpper und Zimmermeister Röber errichteten Leichenhalle, deren Kosten 2200 M betrugen und die Eröffnung des neuen Friedhofes. Lehrer Buck schilderte in seiner Schulchronik dieses Ereignis. - Während die Toten aus Dahlenburg, Buendorf und der Neetzendorfer Mühle bis 1842 an der Johanniskirche ihre Ruhestätte fanden, und danach wie die Toten der Landgemeinde auf dem Friedhof an der Laurentiuskapelle bestattet wurden, öffnete man nun den neuen Friedhof für alle Beerdigungen des Kirchspiels. - Noch im selben Jahr hing man eine neue Turmuhr auf, die 820 Mark kostete und die Uhrmachermeister Wenke in Bockenem angefertigt hatte. Die Vorgängerin stammte aus dem Jahre 1764.
Im Kirchenraum legte man einen neuen Fußboden, und Turmreparaturen fielen an. Auch die Gipsdecke in der Kirche mußte abgenommen werden, weil sie einzustürzen drohte. Dabei entdeckte man gut erhaltene Deckenmalerei von 1656, die das ,,jüngste Gericht" und den ,,Sündenfall" darstellte, berichtete Buck in der alten Schulchronik (Bd. I S.65).
Lucas, der 22 Jahre Pastor der Gemeinde blieb, sorgte für den Neubau der Johanniskirche. Da die alte Kirche baufällig war, beschloß der Kirchenvorstand mit den Herren Hartmann, Schröder, Harms, Burmester, Peters, Ludwig Kamin, Meyer, Saucke, unter dem Vorsitz von Pastor Lucas am 13.1.1903 einen totalen Umbau nach einem Entwurf des Architekten Matthies aus Bardowick im pseudogotischen Stil. Die Bauzeit dauerte 2 Jahre. Die neue Kirche bot 750 Sitzplätze, und die Baukosten stiegen auf 153000 Mark. Mitglieder der Kirchengemeinde stifteten die bunten Fenster, und zwar die Familien Rabeler aus Dahlem, Lemgrabe und Quickborn, sowie Hofbesitzer Burmester und Altenteiler Kruse aus Dahlem und Ökonomierat Burmester, Gut Horn, 2 Kronleuchter, Taufstein mit Taufbecken (Witwe Winkelmann), und eine Weinkanne für das Abendmahl (Harms, Siecke).
Eine Bibel mit folgender Widmung
,,Der evangelischen Kirche in Dahlenburg zur Einweihung am 27.8.1905 (Philipper 2,11) und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters."
schenkte ,,Auguste Victoria", die letzte deutsche Kaiserin.
Als Zeugen der Jahrhunderte konnten Altar und Kanzel in die neue Kirche übernommen werden und die mit Schnitzereien verzierte Tür eines 1624 angefertigten Ratsstuhles mit dem Dahlenburger Wappen.
,,Leidet jemand unter euch, der bete,
Ist jemand guten Muts, der singe Psalmen!"
Diese Worte aus dem Jakobusbrief stehen auf dem Prospekt der Orgel, dem Pfeifengehäuse, das bereits die alte 1763 angeschaffte Orgel umkleidete, die 1905 einer neuen weichen mußte. Diese neue Orgel spielte Kantor Heinrich Menke zum ersten Mal beim Festgottesdienst am 27. August 1905.
Neben den beiden Glocken aus der alten Kirche riefen nun zwei neu gegossene zum Gottesdienst. Sie verkündeten am 1. August 1914 den Ausbruch des 1. Weltkrieges. Georg Hofmeister, Seelsorger der Gemeinde von 1907-1937, verabschiedete die ersten Reservisten in einem feierlichen Gottesdienst mit Abendmahl. Bange Fragen traten auf, Sorgen um die Lieben daheim und an der Front, Sorgen um den Ausgang des 1. Weltkrieges.
Familien aus Ostpreußen trafen ein und wohnten hier, bis ihre Heimat durch den Sieg deutscher Soldaten über die Russen befreit worden war. Palmarum 1915 konfirmierte H. fünf Kinder aus diesen Familien. Beim Einbringen der Ernte halfen Frauen und ältere Schulkinder. Gemeindemitglieder spendeten Lebensmittel für bedürftige Familien in Bremen. 1917 verlangte man die Ablieferung der 1905 gekauften Glocken, so daß am Vorabend eine stark besuchte Abschiedsfeier stattfand unter dem Wort: ,,Oh Land, Land, Land, höre des Herrn Wort." (Jer. 22, 23)
Von 600 Kriegsteilnehmern aus der Kirchengemeinde kehrten 118 nicht in die Heimat zurück, darunter 38 Gefallene aus Dahlenburg, 75 aus den Dörfern und 5 Vermißte.
Am 1.5.1924 schied Heinrich Menke aus seinem Amt als Kantor aus; am 1.10.1924 wurde Hauptlehrer Heinrich Schäfer sein Nachfolger. Die Orgel erhielt für das Gebläse elektrischen Antrieb und die Kirche elektrisches Licht. 1925 sammelte die Kirchengemeinde das Geld (6000 RM) für die Anschaffung zweier neuer Glocken. Vor Beginn des Sylvestergottesdienstes geweiht, läuteten sie das neue Jahr ein. Seit der Zeit war es Sitte in Dahlenburg geworden, in der Silvesternacht um 12 Uhr das neue Jahr mit allen Glocken zu begrüßen.
,,Die Inschrift am Helm der kleinen Glocke lautete:
Friede sei mit euch`. Im Kriege verloren
In Notzeit geboren'
auf der anderen Seite:
Die Lebenden rufe ich Die Toten begleite ich
Die Inschrift der großen Glocke lautete:
Auf der einen Seite am Helm:
Ehre sei Gott in der Höhe!
darunter:
Im Kriege zerschlagen 1917
Von der opferwilligen Gemeinde
in dankbarer Liebe dem Herrengeweiht 1924
Auf der anderen Seite am Helm:
Es ist vollbracht
darunter:
1924 goß uns Meister Stoermer
zu Erfurt." (37)
Hofmeister erlebte 1933 die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. ,,Die Regierung setzte Kirchenkommissare ein, denen die Leitung der Kirche in die Hände gegeben wurde. (38)
Der alte Kirchenvorstand mußte aufgelöst werden, um Neuwahlen Platz zu machen. Hofbesitzer Mennerich, Quickborn, der schon als patronatsseitig ernanntes Mitglied dem KV angehörte, und Hofbesitzer Rabeler, Lemgrabe, übten das Amt in der Zwischenzeit bis zur Neuwahl aus. Alte Mitglieder wurden wiedergewählt und einige neue traten hinzu.
Als Georg Hofmeister nach 30jähriger Tätigkeit seinen Dienst quittierte, schrieb er in die Chronik:
,,Ich bin gern in der Gemeinde gewesen und muß ihr dankbar sein für viel Gutes, was ich in ihr empfangen habe und wünsche und bitte für sie: Gott erhalte sie in Seiner Liebe und bei Seinem Wort."
Als Nachfolger verwaltete Gerhard Runge das Pfarramt seit dem 16.1.1938, er sagte: ,,In meiner Amtszeit legte ich allen Wert darauf, das Evangelium lauter und rein und auch ohne Menschenfurcht zu verkündigen; aber ebenso lag es mir am Herzen, mich nicht zum Sprachrohr politischer Unzufriedenheiten machen zu lassen." Ihm gelang es, trotz aller Schwierigkeiten die Gemeindearbeit zu aktivieren. Ein Posaunenchor verschönte Jubiläumsfeiern und Missionsfeste und der neu eingerichtete Kindergottesdienst wies starke Besucherzahlen auf. Als im Januar 1940 die Heizung in der Kirche bei starkem Frost platzte, hielt Runge die Gottesdienste im Konfirmandensaal der Pfarrwohnung ab. Inzwischen hatte 1939 der Krieg begonnen und den zur Wehrmacht eingezogenen Organisten löste Lehrer Rieckmann ab.
Seit Mai 1940 diente Runge als Pfarrer in Kriegslazaretten und Hauptverbandsplätzen an der Front. Ihn vertrat alle 14 Tage Schlotter, Pastor in Nahrendorf. Die Verwaltungsarbeiten erledigte anfangs Kirchenrechnungsführer Albert Heyden und von 1938-1951 Kirchenrechnungsführer Friedrich Fricke.
Im Zuge der Buntmetallsammlungen forderte der Staat, wie 1917, die Ablieferung der 3 großen Glocken, darunter auch die der alten Glocke, deren Guß man auf das Jahr Tausend datierte. Da die Dahlenburger Handwerker sich weigerten, die Glocken abzunehmen, holte man auswärtige Arbeiter herbei, die sie oben im Turm zerschlugen und die einzelnen Stücke herunterwarfen. Schneidend gellte der Aufprall der Scherben in den Ohren der Bürger. Ferner nahm man die Kronleuchter zur Metallsammlung ab.
Nach kurzer Kriegsgefangenschaft wirkte Pastor Runge von Juli 1945 bis März 1952 in Dahlenburg. Über das Anwachsen der Gemeinde durch den Vertriebenenstrom notierte er:
,,Die Flüchtlinge aus den Ostgebieten brachten aus ihrer Heimat oft noch eine gute Kirchlichkeit mit. Die durchgemachten Leiden führten sie in die Gottesdienste, die nun etwa für ein Jahr hindurch durchschnittlich 200 Personen an Besuchern zählten."
Kleidung und Lebensmittel opferte die Gemeinde, so daß am Erntedankfest der Altarraum der Kirche ein Lebensmittellager war. Die Lebensmittel verteilte man nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern sie gingen u. a. zur Bahnhofsmission nach Lüneburg, zum evangelischen Hilfswerk nach Hamburg, in Lazarette nach Hannover und zu anderen Stätten der Inneren Mission. Das Kurheim für Schwerkriegsbeschädigte in Bad Pyrmont freute sich über Milchkannen und Eimer, gefüllt mit Sirup und Marmelade, sowie über Federn für Kopfkissen. Ferner unterstützte die Gemeinde mit Lebensmitteln und Geldgaben das Durchgangslager für Vertriebene in Friedland bei Göttingen und in Uelzen-Bohldamm. Eine Welle der Hilfsbereitschaft versuchte die Not jener Tage zu lindern und das Gemeindeleben zu aktivieren. Diese soziale Arbeit leistete der Frauenkreis, der sich regelmäßig traf, und den Frau Runge nach Erkrankung ihres Mannes leitete; viele Abende gestaltete Frau v. Spörcken, die Sprengel-Beauftragte des evang. Frauenwerkes.
Den Kindergottesdienst, 14-tägig abgehalten, besuchten durchschnittlich 100-130 Kinder. Am 15.5.1949 feierte die Gemeinde zum 1. Mal nach dem Kriege die Goldene Konfirmation mit den Konfirmandenjahrgängen 1890-1899.
Bibelstunden in der Gemeinde Seedorf im Hause des KV Herbert Wiese, in Köstorf bei Heinrich Schröder, in der Schule Harmstorf und in Dumstorf bei Schulte, Kapellengottesdienste in Siecke und eine 5000-Seelen-zählende Gemeinde, verstreut lebend in 26 Dörfern, zehrten an den Kräften des Pastoren, so daß nicht nur der amtierende Pastor um die Einrichtung einer 2. Pfarrstelle bat sondern auch Gemeinde und Kirchenvorstand. 1950/51 blieb zur Unterstützung von Runge Pastor Krampitz in Dahlenburg bis zu seiner Versetzung nach Bülitz. Hilfe leistete auch Superintendent i. R. Jacobi, der in Dahlenburg nach seiner Emeritierung lebte und gerne hier predigte.
Durch den Zustrom von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten zogen auch Katholiken in die Gemeinde. Der Kirchenvorstand stellte ihnen für Gottesdienste die Johanniskirche zur Verfügung. In brüderlicher Eintracht, dem gleichen Herren dienend, waren sie Gäste der Kirchengemeinde, bis sie ein eigenes Gotteshaus bauen konnten.
Von 1948 bis zu seiner Pensionierung 1964 übte in jedem Jahr Rektor Schäfer mit seinen Schülern zum 4. Advent ein Krippenspiel ein, das auch in der weiteren Umgebung großen Anklang fand.
Günter Sanio, Nachfolger von Runge, weihte Silvester 1952 zwei neue Gußstahlglocken ein - eine elektrische Anlage betreibt nun alle 3 Glocken. Am 7. November 1954 folgte die Weihe der neuen Friedhofskapelle. Zur Unterstützung des Pastoren billigte das LKA die Anstellung der Gemeindehelferin, Luise Strümpel. Nach 6 1/2 jähriger Tätigkeit verließ Sanio am 28.9.1958 Dahlenburg. Auf die Pfarrstelle, vakant bis zum 1.2.1959, meldete sich Helmut Plath. 1960 löste Diakon Ewald Deuter die Gemeindehelferin ab. Von Dahlenburg aus regte Plath an, das Dorfhelferinnenwerk im Landkreis ins Leben zu rufen. 2 Dorfhelferinnen zur Unterstützung der Landfrau, der kinderreichen Mutter bei Erkrankungen und anderen Notfällen, stationierte man, davon eine in Dahlenburg.
Der KV unter Vorsitz von Plath plante den Bau eines Amtsträger-Wohnhauses mit Wohnungen für den Küster, den Diakon und den Organisten im 1. Bauabschnitt und für den 2. Bauabschnitt die Errichtung eines Gemeindesaales.
Plath sorgte ferner dafür, daß würdige Anlagen auf den beiden Friedhöfen entstanden. Das Amt des Friedhofsgärtners versorgte bis 1964 Ernst Obst, danach Ernst Rosseburg.
Nach der Verabschiedung von H. Plath zum 1. Nov. 1964 kam auf die freie Stelle Hans Jürgen Wachs, der aber schon am 1.3.1966 nach Heidenau versetzt wurde.
Die Pastoren der Nachbargemeinden erfuhren mit ihren Vertretungen nun eine zusätzliche Belastung. Groß war daher die Freude, als Wachs im Nov. 66 auf Bitten des KV nach Dahlenburg zurückkehrte. In seine Amtszeit fiel der Ausbau der Nordempore der Kirche zu einem Gemeindesaal, die vollständige Renovierung der Kirche und der Einbau einer neuen Heißluftumlauf-Heizung. Beim Ausheben der Schächte stieß man unter den jetzigen Altarstufen auf 4 Särge.
Im Altar aber fand man in einem 80 cm tiefen Schacht eine Bleikapsel, die dem Museum in Lüneburg als Leihgabe übergeben wurde. Sie enthielt in rote und rötliche Seide gewickelte Knochen, Reliquien. Prof. Dr. R. Drögereit-Stade datierte den Reliquienbehälter in den Anfang des 14. Jahrhunderts.
Eingeritzt war folgender Text:
,,reliquie sti lebuini philippi et
iacobi mauritij blasij."
Die Wandung trägt die Aufschrift:
,,ex sepulchro dni
(Aus dem Grabe des Herrn)".
Die Gottesdienste fanden während der Bauzeit im Pausenraum der Realschule statt.
Das LKA beauftragte Diakon Deuter mit der Verwaltung der Pfarrstelle in Altenmedingen, so daß an seine Stelle, allerdings nur für kurze Zeit, Prediger Jürgen Jentsch trat. Ein Nachfolger für ihn fehlte.
Da die sich häufenden Verwaltungsarbeiten den Amtsinhaber belasteten, halfen bei der Büroarbeit Paul Köhn, später Frau Tollschnibbe. Im Herbst 1972 stellte der KV Elisabeth Thomsen als Pfarrsekretärin ein; im März 1974 übergab Frau Rosseburg das Küsteramt an Renate Korf.
1967 löste Rektor a. D. Schäfer seinen Organistenvertrag, spielte aber die Orgel weiter. Es begann die Suche nach einem Kirchenmusiker, der sich schließlich aus Nürnberg meldete, und so führte man im Gottesdienst am 7. Sept. 1969 Peter Orlamünde in sein Amt ein. Er gründete eine Kantorei.
Immer deutlicher zeigten sich im Laufe der Jahre Schäden an der 1905 erbauten pneumatischen Orgel, so daß der Kirchenvorstand schließlich einem Orgelneubau zustimmte, den man zur Hälfte durch Spenden finanzierte.
Im Dezember 1974 erklang die Orgel zum 1. Male im Gottesdienst zur Freude der Gemeinde, die in den Lobgesang einstimmte. - ,,Ist jemand gutes Muts der singe Psalmen" - so der Orgelprospekt-.
Freude herrschte auch bei Wachs und der Gemeinde, als das LKA zum 1. Januar 1973 eine 2. Pfarrstelle einrichtete. Doch erst ab 1. Mai 1974 betraute man Pastorin Eva Matz mit dieser Stelle. Nach der Verabschiedung von H. J. Wachs 1974 übernahm die 1. Pfarrstelle am 2.2.1975 Gottfried Schröder. Mitarbeiter u. a. im Bereich der Seniorenarbeit, des Frauenkreises, des Besuchsdienstes, des Kindergottesdienstes und der Jugendarbeit, um nur einige Beispiele zu nennen, verstärkten die Gemeindearbeit.
Im Mai 1978 verabschiedete die Gemeinde Eva Matz und zwei Jahre später auch ihre Nachfolgerin Sänger. Am 1. Sept. 1980 wurde dann Christian Gohde an die Kirche berufen. G. Schröder sammelte während seiner Tätigkeit umfangreiche Erfahrungen auf dem Bausektor, Generalrenovierung des Kirchturmes, Erweiterungsbau am Amtsträger-Wohnhaus und Bauerhaltungs-Maßnahmen am 1856 errichteten Pfarrhaus.
So hat es neben dem Predigtamt und der Seelsorge für den Pfarrer in der Kirchengemeinde immer wieder praktische Aufgabenbereiche gegeben, bei denen die jeweiligen Kirchenvorsteher mitwirkten.
,,Der Herr schenke uns immer wieder Prediger, die das reine Evangelium verkünden. Er gebe, daß unsere Kirche auch weiterhin ein Hort der Anbetung, des Lobes und des Dankes bleiben möge."
Die auf dem Lande lebenden Katholiken besuchten bis 1945 die Gottesdienste in Lüneburg. 1945 strömten Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten in die Landgemeinden, und unter ihnen kamen viele Katholiken auch nach Dahlenburg.
Bis zum 1. November 1951 fanden alle 14 Tage an den Samstag-Nachmittagen Gottesdienste in der Johanniskirche statt, die die ev. luth. Kirchengemeinde zur Verfügung stellte.
Pater Kaluza, geborener Oberschlesier, war 1950 der erste Seelsorger der Gemeinde. Zu seinem Pfarrbezirk gehörten 75 Ortschaften.
Der Bischöfliche Stuhl in Hildesheim erwarb 1950 ein Grundstück mit einem Holzhaus, das man als Pfarrhaus einrichtete.
Im Mai 1951 kaufte die Pfarrgemeinde ,,eine Baracke des Luftwaffenlagers Brietlingen, die bisher als englisches Kasino diente." Man stellte die ,,8 x 22 m" große Baracke mit finanzieller Hilfe des Bonifatiusvereins, des Bischöflichen Stuhles, unter Mitarbeit vieler freiwilliger Helfer auf. Martha Wedemeyer schrieb hierzu: ,,Einer von ihnen, den ich stellvertretend für alle nennen möchte, ist Herr Zimmermeister Frömming aus Ventschau, der heute noch treu zur Gemeinde zählt. Herzlichen Dank sei noch gesagt dem Rektor des Privatgymnasiums Marienau, Herrn Knoop, der Sperrholzfabrik Orligna, vielen evangelischen Helfern, Dahlenburger Unternehmen, dem Propsteipfarramt St. Clemens aus Hannover für den Kreuzweg und allen, die in selbstloser Hilfe zum Gelingen des Werkes beitrugen."
Ein heimatvertriebener Künstler aus Hamburg schuf über dem Eingangsportal das Bild des Erzengels Michael, dem Patron der Kapelle. Am Allerheiligentag 1951 folgte die Weihe durch Generalvikar Dr. Offenstein und die Übernahme des Kirchleins durch die Gemeinde. Eine kleine Glocke aus der schlesischen Heimat von Georg Mletzko ruft die G1äubigen zur Andacht.
Langjährige Organistin der Gemeinde von 1945 bis zu ihrem Tode 1984 war Maria Martha Wedemeyer.
Georg Mletzko, der Seelsorger der Gemeinde, schuf in selbstlosem Einsatz ein Gemeindezentrum, indem er selbst Hand anlegte beim Bau eines Gemeindehauses mit Versammlungsräumen und 4 Wohneinheiten für alte Menschen.
1950- 1954 |
Pater Kaluza |
1954- 1958 |
Johannes Schnackenburg |
1958- 1961 |
Max Söhn |
1961- 1964 |
Konrad Pickmeier |
1964- 1970 |
Vincent Hoppe |
1970-1973 |
Pater Arno Rowers |
1973- 1974 |
Ignace Dom |
seit 1974 |
Georg Mletzko. |


