
Hannover, von 1714-1837 in Personalunion mit Großbritannien vereinigt, geriet in kriegerische Verwicklungen mit Napoleon.
Nach dem 2. Koalitionskrieg 1799-1802 gegen Frankreich, an dem als Verbündete Rußland, Österreich, Portugal, Neapel, die Türkei und England teilnahmen, stießen französ. Truppen durch Holland nach Hannover vor, dem ,,festländischen England". Hannover, auf den Krieg nicht vorbereitet, unterlag. Franzosen besetzten nun das linkselbische Gebiet. Auch Dahlenburg nahm von 1803-1813 französische Einquartierung auf und hatte unter der Besetzung sehr zu leiden.
Die Einwohner mußten die Soldaten beherbergen und beköstigen, ferner das Futter für die Pferde liefern. Wachtruppen lagerten in der Laurentius Kirche, rissen das Gestühl heraus und richteten den nun leeren Raum als Wachlokal und Pferdestall ein. Beim Verheizen der Bänke entstand durch Unachtsamkeit ein Feuer im Raum, das auch auf die Holzpfeiler übergriff, jedoch noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. In der Johanniskirche hausten ebenfalls Wachtruppen.
Sie verlegten in diese Kirche ein Magazin und ein Schlachthaus, in die die Gemeinden die ihnen auferlegten Ablieferungen für die Truppen bringen mußten. Die Abgaben ordnete der ,,Cantons-Maire v. Hodenberg" an.
An das Korps Tettenborn lieferten z. B. die Dörfer Neetze und Süttorf für das Magazin Dahlenburg am 23.9.1813:
3600 Pfd. |
Fleisch |
= |
240 rth |
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9600 Pfd. |
Brot |
= |
140 rth |
10 ggr | ||
60 Pfd |
Grütze |
= |
180 rth |
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140 Ht. |
Roggen |
= |
186 rth |
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750 Ht. |
Hafer |
= |
500 rth |
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am 23.10. |
140 Hat. |
Roggen |
= |
186 rth |
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6250 Pfd. |
Heu |
= |
31 rth |
6 ggr | ||
am 29.10. |
20 Ht |
Roggen |
= |
26 rth |
16 ggr |
(29) |
Naturalien aus diesen Dörfern gingen an den gleichen Tagen in das Magazin Bleckede in Höhe von 2395 rth, 13 ggr, 2 Pfg.
Im Gefolge der Franzosen marschierten Spanier, Italiener und deutsche Truppen, d. h. Rheinbundtruppen, durch Dahlenburg und machten abwechselnd Quartier.
Während nun Hannover zum Königreich Westfahlen unter Napoleons Bruder Jeraume zusammengeschlossen wurde und weiter von französischen Truppen besetzt blieb, formierte sich die ,,Große Armee" Napoleons zum Angriff auf Rußland.
Nach dem Zusammenbruch des Rußlandfeldzuges erhoben sich nach dem bekannten Aufruf König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Breslau nicht nur die preußische Landwehr und der Landsturm; in allen Teilen Deutschlands bildeten sich Freiwilligenverbände. So stellte Albrecht von Estorff im Fürstentum Lüneburg ein Husarenregiment auf, Graf Kielmannsegg im Auftrag Georg III. von Großbritannien ein Jägerbataillon. Das Estorffsche Regiment füllte sich rasch mit Freiwilligen, zumal die Husaren eine schmucke Uniform trugen. ,,Sülver, nichts als Sülver!" soll ein Dahlenburger Husar vor Staunen ausgerufen haben. Die Anwerbungen erfolgten, obwohl das ganze Land von Franzosen wimmelte.
Am 16. September 1813 kam es zur Schlacht an der Göhrde, in der Eleonore Prohaska als Lützower Jäger fiel.
Dahlenburg befürchtete den Durchzug der geschlagenen französischen Truppen. Die Bürger hatten ihre Habseligkeiten gepackt und waren auf Flucht vorbereitet. Doch die Franzosen wurden nach Bleckede abgedrängt, und so passierten nur einige Versprengte in aller Eile den Ort.
Nach dem Abzug der Franzosen belastete die Einquartierung der Truppen der Verbündeten weiter die Bevölkerung. Die Amtsvogtei Dahlenburg mußte 8000 Mann und 1500 Pferde des russischen Grafen Tolstoj unterbringen und verpflegen. Graf Tolstoj nahm Quartier beim Amtsvogt und Bürgermeister Buhlert in Dahlenburg. Buhlert berichtete, daß die Vogtei insgesamt in dieser Zeit 210 000 Soldaten versorgte. Die Soldaten waren ewig hungrig und immer auf der Jagd nach etwas Eßbarem, dabei kam es oft zu Übergriffen; denn auch die Bürger, ja selbst die Bauern litten Not. Man vergrub Geld und Wertgegenstände und brachte gefährdete Familienmitglieder in Sicherheit. Paula Dibbern, geb. Jenrich, überlieferte z. B., daß die Mutter ihrer Ur-Urahnin Rieckens in einer mit Brettern und Strauchwerk getarnten Erdhöhle im Garten vor dem Zugriff der Kosaken versteckt gehalten wurde. Das Haus Rieckens (Meyer) stand dort, wo Schuhhaus Dau errichtet wurde.
In dieser Zeit der Wirren zersprang 1813 beim Sturmläuten die alte Glocke der Laurentius-Kirche. Nach den Freiheitskriegen, schon 1820, wurde sie neu gegossen. Die Landgemeinde wollte die neue Glocke bezahlen und in der Laurentius-Kirche aufhängen, wo die alte bei den Beerdigungen der Landleute geläutet hatte. Die Dahlenburger Bürger jedoch erhoben Einspruch. Die Laurentius-Kirche konnte ohne gründliche Renovierungsarbeiten nicht für Beerdigungsgottesdienste benutzt werden, aber für solche Arbeiten war kein Geld vorhanden. Die Bürger schlugen vor, die Glocke im Turm der Johanniskirche aufzuhängen.
Unterdessen ruhte die Glocke in einem Wagen auf dem Marktplatz, von Bauern und Bürgern mit Knitteln in der Hand bewacht. 3 Tage währte der Streit. Als dann die Landbewohner meinten, der Turm der Johanniskirche würde die Last der Glocke nicht tragen können, verpflichteten sich die Bürger, den Turm auf eigene Kosten wieder aufzubauen, falls er in den nächsten 20 Jahren beim Läuten mit der großen Glocke einstürzen würde. Die Bauern gaben nach, und so läutete die Glocke vom Turm der Johanniskirche bei Beerdigungen aus der Land- und aus der Fleckengemeinde.