
Die Bewirtschaftung des Wohnraumes geschah durch das Kreiswohnungsamt nach Rücksprache mit der örtlichen Behörde. Jedem Hausbesitzer teilte das Wohnungsamt mit, wieviel Wohnraum abgetreten werden mußte. Bei größerem Eigenbedarf, z. B. bei Schaffung von Wohnraum für eigene Angestellte, hatte der Hauseigentümer für die ausziehenden Mieter eine Wohnung zu besorgen. So erhielt z. B. Ella Hoyer, Dannenberger Str. 4 noch am 7.12.1951 nach einer Verhandlung vor der Schlichtungsstelle ein Schreiben, in dem sie aufgefordert wurde, ,,einen Nachweis darüber zu erbringen, daß der Ausbau des einen Zimmers im Hause Albert Scheer, Lbg. Landstr. 9 auf Ihre Kosten erfolgt ist. Sobald die entsprechenden Unterlagen in Ordnung befunden sind, wird die Erfassungsverfügung vom 1.9.1951 zurückgenommen werden." (43) Am 31.12.1951 teilte Ella Hoyer dem Kreiswohnungsamt mit, daß das fragliche Zimmer im Hause von Albert Scheer ausgebaut worden wäre. Erst jetzt erhielt sie das Zimmer für den eigenen Bedarf.
Nach der Volks- und Berufszählung vom 29. Oktober 1946 in Niedersachsen wohnten zu diesem Zeitpunkt
in Dahlenburg 2 177 Personen, davon kamen
137 aus Berlin und der sowjet. Besatzungszone
683 aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße.
Am 13.9.1950 waren die Einwohnerzahlen auf 2322, davon 855 Heimatvertriebene, angestiegen, gegenüber 1939 1107 Einwohner hatte sich die Bevölkerung verdoppelt. (44)
Da der Wohnraum nicht ausreichte, begann eine rege Bautätigkeit. Vertriebene, deren Hoffung auf eine Rückkehr in die alte Heimat der politischen Situation entsprechend zerrann, wurden, wenn sie in Dahlenburg Arbeit fanden, seßhaft, das bedeutete auch, daß sie teilweise beschlossen, Eigenheime zu errichten. Viele Vertriebene aber verließen Dahlenburg, zogen nach dem Westen, um in der Industrie Arbeitsplätze zu finden; andere wieder sahen keine Möglichkeit, in der Bundesrepublik zu bleiben, sie zogen in die Ferne. Vorwiegend junge Leute, Familien mit Kindern, wanderten aus nach USA, Kanada oder in andere überseeische Länder.
Für die Zurückgebliebenen begannen Jahre des Schaffens, des eigenen Aufstiegs. Sie trugen mit zum Aufbau der Rundesrepublik bei.
In Dahlenburg entstanden im Laufe der Jahre neue Wohnviertel. Die Handwerksbetriebe fanden genügend Arbeit, wurden modernisiert und teilweise erweitert. Versuche, Industrie in oder um Dahlenburg anzusiedeln, scheiterten genau so wie in der Vergangenheit.
Nach Heinrich Keller, der seinen Posten als Bürgermeister am 21.10.1945 abtrat, folgte im Amt am 22.10.1945 Adolf Detgen. Er blieb Bürgermeister bis zum 3.10.1946, und ihn löste ab Gerhard Prestin. Am 30.6.1947 übergab er das Amt an Karl Zieseniß, der es drei Jahre führte. Nach Kriegsende hatten es alle Bürgermeister vorwiegend mit den Nachwirkungen des Zusammenbruchs zu tun. Da galt es vor allen Dingen, soziale Probleme zu lösen, wie z. B. die Betreuung der Ausgebombten und Vertriebenen, die Versorgung der Heimkehrer, die Eingliederung der Arbeitssuchenden.
Am 29.8.1950 wurde Bernhard Jacobs Bürgermeister. Fast 13 Jahre lenkte er nach mehrfacher Wiederwahl die Geschicke der Gemeinde. Aus gesundheitlichen Gründen trat er im März 1963 von seinem Amt zurück. Die Wahl fiel auf seinen Stellvertreter Georg Beil. Mit Georg Beil, gebürtig in Strehlen/Schlesien, kam ein Vertriebener in dieses Amt einer niedersächsischen traditionsbewußten Gemeinde.
Das war ein Vertrauensbeweis nicht nur für Georg Beil, sondern auch für die vielen Heimatvertriebenen, die bereit waren, an der Gestaltung ihrer neuen Heimat zum Wohle aller Bürger mitzuwirken. Nach Georg Beils Ausscheiden am 28.10.1968 nahm Lothar Westphal die Wahl an. Als bewährter Kommunalpolitiker wirkte er als Bürgermeister bis zum 13.5.1969. Seinen Nachfolger Otto Scheuregger berief am 27.4.1971 der Tod ab. Die längste Amtszeit kann Bernhard Stolte aufweisen. 1971 wählte ihn der Gemeinderat zum Nachfolger von Otto Scheuregger, und seit dieser Zeit gab es immer eine Wiederwahl.
Am 29. September 1967 wurde die Neufassung der "Niedersächsischen Gemeindeordnung" bekanntgegeben. Danach besteht der Rat in Dahlenburg gem. § 32 aus 11 Ratsherren, die für vier Jahre gewählt werden. Die stärkste Fraktion stellt den Bürgermeister.
Die Gemeinde hatte 1973 beantragt, die Bezeichnung "Flecken" führen zu dürfen. Der Nds. Minister des Inneren schickte mit Verordnung vom 10.1.1975 über den Reg. Präs. in Lbg. ein Schreiben an die Gemeinde, in dem es hieß, daß "in den amtlichen Gemeindeverzeichnissen Dahlenburg nur bis zum Jahre 1871 mit der Bezeichnung "Flecken" geführt worden ist; in allen späteren - auch in den nieders. Gemeindeverzeichnissen fehlt diese Bezeichnung beim Gemeindenamen." Nach eingehender Prüfung des Antrages jedoch stellte er seine Bedenken zurück und schrieb: ..Ich stelle daher hiermit fest, daß die Gemeinde Dahlenburg nach § 14 Abs. 2 Satz 1 NGO berechtigt ist, die Bezeichnung "Flecken" zu führen... Als Ergänzung hierzu sei erwähnt, daß 1890 in Grosse.s Buchdruckerei in Bleckede ein ,,Verfassungsstatut für den Flecken Dahlenburg" erschien, eine revedierte Auflage von 1861. Wahrscheinlich lag dieses Verfassungsstatut dem Innenministerium nicht vor.
Am 1. März 1974 entstand die Samtgemeinde. Am 2. April 1974 wählte der Interimssamtgemeinderat einstimmig Bernhard Stolte zum Bürgermeister und Heinrich Niehaves zum Samtgemeindirektor, zum Stellvertreter Alfred Söhl, der seit d. 1.7.1969 in Dahlenburg tätig ist. Hermann Burmester, Boitze, wurde stellvertretender Bürgermeister.
Zur Samtgemeinde gehören die Mitgliedsgemeinden Boitze, Dahlenburg, Dahlem, Nahrendorf, Tosterglope. 19 Ratsherren haben Sitz und Stimme im Samtgemeinderat. Auf einer Fläche von 155,78 Quadratkilometern wohnten gem. Zeitungsnotiz vom 28.10.1983 - Nr. 252: 6527 Einwohner.
Nach dem Ausscheiden von Heinrich Niehaves wurde am 1. Nov. 1976 Udo Bachmann Samtgemeindedirektor. Er kehrte jedoch Dahlenburg nach 2 1/2 Jahren den Rücken, da er im März 1979 zum Bürgermeister von Traben-Trabach gewählt worden war. Zum 1.10.1979 übernahm das Amt Stadtamtsrat Ulrich Stade nach seiner Wahl im Juli 1979. Samtgemeinde-Oberinspektor Dietmar Wittig, Sachbearbeiter für Feuerschutzwesen und Leiter des Ordnungsamtes, verließ Dahlenburg Ende 1978, da er zum Samtgemeindedirektor in Rosche aufstieg.
Am 23.12.1974 ging folgendes Schreiben an den Regierungspräsidenten: ,,Der Rat der Samtgemeinde Dahlenburg hat in seiner Sitzung am 19.12.1974 beschlossen, Wappen, Flagge und Dienstsiegel der Gemeinde Dahlenburg als eigenes anzunehmen. Ich bitte, gemäß dem beigefügten Ratsbeschluß diesem Antrag zu entsprechen." (45)
Am 11. Februar 1975 sandte der Regierungspräsident folgende
,,Genehmigung
Die Annahme des Wappens der Gemeinde Dahlenburg, Landkreis Lüneburg, -genehmigt durch Urkunde des Oberpräsidenten der Provinz Hannover vom 12. April 1946 -I!3 2262- durch die Samtgemeinde Dahlenburg, Landkreis Lüneburg, wird aufgrund des § 15 Abs. 1 der Niedersächsischen Gemeindeordnung in Verbindung mit dem Runderlaß des Niedersächsischen Ministers des Inneren vom 19. Mai 1958 (Nds. MBI. S. 400) genehmigt.
Die Annahmegenehmigung umfaßt auch Flagge und Siegel der Gemeinde Dahlenburg." (46)
Neben Problemen in der Samtgemeinde galt es, örtliche Aufgaben zu verwirklichen.
Gemäß LZ-Ausgabe vom 20./21.7.1974 entschied der Samtgemeinderat über Umbau und Erweiterung des Rathauses für die Aufnahme des Verwaltungsapparates. Der Bauboom in den fünfziger und sechziger Jahren erforderte die Anlage eines Kanalisationsnetzes und eines K1ärwerkes, das in den nachfolgenden Jahren wegen Geruchsbelästigung immer wieder Anlaß bot, neue Verfahrenswege zu suchen, um die ,,Dahlenburger Düfte" abzustellen.
Im Dezember 1972 beschloß der Gemeinderat die Verlegung der Neetze. Die Abzweigung erfolgte an der Grenze der Gemarkung Buendorf-Quickborn, hinter Schießstand und Dorn dem Verlauf des Ziegelbaches folgend, bei Umgehung des Molkereigeländes. Das alte Neetzebett entlang des Dornweges verrohrte man. Im Juni 1973 überspannte das neue Neetzebett hinter der Molkerei eine stabile Eichenholzbrücke, erstellt vom THW Lüneburg. Die 8 Stützpfähle der Brücke hatte die Firma Cornelia in den Moorboden gerammt.
Dahlenburg begann mit der Verbesserung des Straßennetzes, mit der Erschließung neuer Wohngebiete in den siebziger und achtziger Jahren, mit der Verschönerung des Ortsbildes durch gärtnerische Anlagen. Eine besondere Attraktion: das 1968 erbaute Schwimmbad mit seinen für Wettkampfanforderungen gerechten kombinierten Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer und dem angeschlossenen Campingplatz für Touristen. Hier wacht seit 1968 Georg Tobinski, geprüfter Schwimmeister, über Schwimmer und Nichtschwimmer. Letztere konnten sich im Laufe der Jahre unter seiner Aufsicht freischwimmen, darunter in den ersten Jahren viele Erwachsene. Das Schwimmbad, das ohne Kosten, auch den Schulklassen unter Aufsicht eines Lehrers zur Verfügung steht, speiste bis 1978 eine Tiefbohrung, eine Ölfeuerungsanlage erwärmte das Wasser. Diese zusätzlichen Kosten spart nun die Gemeinde, da seit 1978 das Kühlwasser der Molkerei durch eine Rohrleitung in die Becken strömt, so daß täglich warmes Wasser von hoher Qualität für den Wasseraustausch sorgt. Das ablaufende Wasser fließt in einen Überlaufteich, einem Paradies für Sportangler.
Einen sogenannten Badeteich hatte bereits der Reichsarbeitsdienst in den dreißiger Jahren ausgehoben. Die Neetze durchfloß ihn, nur Mutige, vorwiegend Kinder, wagten sich in das trübe Wasser und schwammen mit den Fröschen um die Wette. So war es verständlich, daß Eltern ihren Sprößlingen unter verschiedenen Ausreden nicht die Erlaubnis gaben, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Lehrer Müller, der den Pool nutzte, um die Jungen seiner Klasse zu Schwimmern zu erziehen, erhielt eines Tages folgenden Entschuldigungszettel einer Mutter: ,,Ich möchte nicht, daß Sie meinen Jungen baden. Ich bade ihn schon einmal in der Woche, und ich meine, das ist genug." Zwar verzeichnete die Statistik keine ernstlichen Erkrankungen, außer Schnittwunden an den Füßen, jedoch die Eröffnung des neuen Schwimmbades war ein denkwürdiges Ereignis, bei dem sogar eine Dahlenburger Episode aus dem Mittelalter, etwas verfremdet, auf schwankendem Floß uraufgeführt wurde.
Seit der Eröffnung des Schwimmbades konnte folgende Anzahl an Freischwimmer- und Fahrtenschwimmerzeugnissen, sowie Jugendscheinen ausgestellt werden.
Insgesamt:
1969 |
1970 |
1971 |
1972 |
1973 |
1974 |
1975 |
1976 |
1977 |
1978 | |
Bescheinigungen: |
247 |
210 |
199 |
171 |
247 |
156 |
180 |
191 |
113 |
78 |
|
1979 |
1980 |
1981 |
1982 |
1983 |
1984 |
1985 |
1986 |
1987 |
1988 | |
Bescheinigungen: |
75 |
87 |
78 |
94 |
131 |
77 |
81 |
52 |
54 |
63 |
(47) |
Als Angestellter der Gemeinde war lange Jahre hindurch Wilhelm Sommer tätig. Er kannte jeden Bürger, nahm Anteil an seinem Schicksal und bewältigte souverän seine zahlreichen Aufgaben.
Viele Dahlenburger erinnern sich wahrscheinlich noch daran, daß er u. a. mit seiner Glocke klingelnd durch den Ort zog und in den Straßen an bestimmten P1ätzen die Bekanntmachungen der Gemeinde verkündete.
Mit dem Umbau und der Modernisierung des Schützenhauses im Dorn wurde eine Stätte der Begegnung geschaffen, die allen, Vereinen und Privatgruppen, die Möglichkeit bietet, Feiern und Feste in würdigem Rahmen zu begehen, vielfältige kulturelle Angebote auszuwählen.
Ein hervorragendes Anliegen der Gemeinde Dahlenburg und der Samtgemeinde ist die Pflege der Umwelt zum Wohle der einheimischen Bevölkerung sowie der Gäste, die hier im Urlaub Erholung suchen.
Besondere Aufmerksamkeit widmet man den Partnerschaftsgemeinden.
Partnerschaften tragen bei zur Verständigung, zum Kennenlernen anderer Nationalitäten, knüpfen Kontakte zwischen den Menschen und fördern die Freundschaft unter den Völkern. So suchte die Samtgemeinde die Partnerschaft zu einer niederländischen Gemeinde, die ca. 350 km entfernt liegt.
Am 22.5.1976 unterzeichneten die Patenschaftsurkunde zwischen den Gemeinden Gramsbergen und Dahlenbura der niederländische Bürgermeister van Hout und Bürgermeister Bernhard Stolte und der ndl. Secretarius de Vries aus Gramsbergen und Samtgemeindedirektor Heinrich Niehaves. Die Bedeutung des Tages unterstrichen die beiden Bürgermeister in ihren Ansprachen anläßlich einer Feierstunde, indem sie die Unterzeichnung der Patenschaftsurkunden als einen Beitrag zum besseren Verständnis zwischen Holländern und Deutschen würdigten. ,,Gramsbergen", ein Neubaugebiet in Dahlenburg, erinnert an diesen denkwürdigen Tag.
Gramsbergen weist eine ähnliche Struktur wie Dahlenburg auf. Die Bevölkerung beider Gemeinden pflegt die Kontakte. Z. B. Feuerwehr-, Sport-, Gesang- und Landfrauenverein starten zu gemeinsamen Besuchen und Veranstaltungen. Sprachschwierigkeiten gibt es kaum, da viele Holländer deutsch sprechen, bzw. die deutsche Sprache gut verstehen. So ist zu hoffen, daß diese Partnerschaft zur gegenseitigen Achtung und Anerkennung, zu einem dauerhaften Frieden und zur Freundschaft führt.
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Am 11. Oktober 1981 unterzeichneten in le Molay-Littry eine deutsch-französische Patenschaftsurkunde le Maire de Le Molay-Littry, Ives Bernard und dcr Bürgermeister aus Dahlenburg, Bernhard Stolte. Die Urkunde lautet
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Im Mai 1982 folgte der Gegenbesuch der französischen Delegation und die Unterzeichnung folgender Urkunde in Dahlenburg.
Die ersten Kontakte zu Le Molay-Littry hatte die ev. Jugend unter Leitung von Pastor Gottfried Schröder geknüpft. Sie schlug die Brücke zu dieser geschichtsträchtigen französischen Gemeinde in der Normandie.
Der deutsch-französische Ausschuß unter seinem Vorsitzenden Heinz Meyer, Dannenberger Str. 1, pflegt die Verbindung durch gegenseitige Besuche zu dem 1100 km entfernt liegenden Ort. Private Besuche festigen daneben die Freundschaft zwischen jung und alt, zwischen Franzosen und Deutschen. Ein regelmäßig stattfindender Schüleraustausch, auf Dahlenburger Seite organisiert von Ingrid und Helmut Fredersdorf, erfüllt denPartnerschaftsvertrag mit Leben wie alle anderen Begegnungen, führt nicht nur zu Vertiefung der Sprachkenntnisse, sondern zum Studium der Kultur des Partners.
Neben den Gemeindepartnerschaften besteht seit 1959 eine Patenschaft Dahlenburgs zur 1. Kompanie des Panzerbataillons 84. Ein eindrucksvolles Erlebnis war im Sommer 1979 für die Dahlenburger Bevölkerung die Feier zum zwanzigjährigen Jubiläum mit großem Zapfenstreich und gemeinsamem Gottesdienst.
Durch regelmäßige Veranstaltungen und gegenseitige Besuche entwickelte sich im Laufe von nun bald 30 Jahren eine feste freundschaftliche Bindung.