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2.2.2 Schlachter

Es kommt nicht oft vor, daß Dahlenburger Bürger ihre Familie über mehr als 200 Jahre hier an Ort und Stelle nachweisen können. Es wäre sicher interessant, einmal in dieser Richtung Familienforschung zu betreiben, wie es Familie Krüger tat.

Nach mündlicher Überlieferung wanderte ein Handwerker Krüger im 16. Jahrhundert aus Holland in Dahlenburg ein. Er richtete sich in einer alten Scheune, die auf dem jetzigen Postgrundstück stand, eine Wohnung ein und ernährte seine Familie dadurch, daß er das Schlachtergewerbe ausübte, wie Nachkommen (Familie Stumpenhagen) 1937 schrieben.

Heinrich Rudolf Krüger, 1732 geboren, verzeichnete die Chronik als Bürger und Höker in D.

Johann Christian Krüger (*1761) erwarb das jetzige Grundstück in der Lüneburger Straße, erstellte hier ein Haus mit Stallungen.

Ein Hans Friedrich Krüger trat 1786 als Zeuge auf, als Joh. Frantz Jochen Jacobsen den Bürgereid leistete.

Heinr. Christ. Friedr. Lud. Krüger, geb. 1822, führte neben einer Schankwirtschaft Pferdehandel. Er ehelichte Dorothea Meier, die Tochter eines Schuhmachermeisters. 1855 wurde Tochter Sophie geboren und 1857 Sohn Heinrich. Zwei Jahre später verstarb die Mutter auf tragische Art: Ein Hamburger Pferdehändler, der seine Pferde zum Markt brachte, übernachtete in der Gastwirtschaft Krüger. Am Markttage erkrankte er, und Dorothea bewirtete ihn auf dem Zimmer. Als sie am nächsten Morgen nach dem Kranken sehen wollte, entdeckte sie seine entstellte Leiche auf dem Bett. Er war an der Cholera verstorben. Die Wirtin hatte sich infiziert und verschied bald darauf am 16.8.1859, am 23.8.1859 starb auch an der Cholera der Großvater der Familie.

1860 heiratete Heinrich Krüger wieder. Sohn Heinrich, der bei der Familie Block in Dahlem aufwuchs, erlernte mit 14 Jahren das Schlachterhandwerk in Winsen bei Christian Rickmann. Als Geselle kam er schließlich zu Schlachtermeister Heinrich Keller in Dahlenburg. Von hier fuhr Heinrich an jedem Sonnabend mit Fleisch- und Wurstwaren nach Lüneburg zum Wochenmarkt.

Mit 19 Jahren hielt es ihn nicht mehr in seiner Heimat, er ging in die Fremde. 16 Jahre wanderte er quer duch das heutige Westdeutschland. Zuerst zog es ihn nach Süden am Rhein entlang mit Abstechern in die Schweiz. In einigen Städten blieb er länger beruflich tätig und lernte so auf diese Art die Schönheiten deutscher Landschaften kennen. Auf seiner Rückwanderung nach dem Norden durch Hannover, Mecklenburg und Schleswig-Holstein versuchte er, nach Dänemark zu gelangen, wurde aber von Kopenhagen zurückgeschickt, da er keinen Auslandspaß besaß. ,,Man schiffte ihn hinüber nach Kiel und gab ihm 1/2 Krone und eine Rolle Priemtabak als Reisezehrung hinzu." In Schleswig arbeitete er 5 Jahre bei den Gebrüdern Rasch, und nach einjähriger Tätigkeit als Wurstmacher in Flensburg kehrte er, nun 33 Jahre alt, heim. Sein Vater übergab ihm 1890 das Geschäft, und 1892 schloß er mit Johanna Meier den Ehebund. Er baute in einen Raum des Hauses einen Verkaufsladen ein, und er legte in Hitzacker die Meisterprüfung ab.

1894 gründete er die Schlachterinnung des Kreises Bleckede, und man ernannte ihn zum Obermeister.

Im September 1900 vernichtete ein Feuer Wohnhaus, Schlachthaus, Eiskeller und die anliegenden Ställe. Man vermutete Brandstiftung, kannte den Täter, konnte ihm aber nichts nachweisen, da man ihn nicht auf frischer Tat ertappt hatte.

Der Aufbau des Betriebes fiel schwer; zuerst entstand das Schlachthaus, dann folgte das Wohnhaus. Der Betrieb lief weiter während der Bauzeit. Kaum hatten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse gebessert, als 1907 der Tod die Mutter den 5 unmündigen Kindern entriß.

Nach seiner Wiederverheiratung begannen Jahre des Aufstiegs, und 1934 übernahm den Betrieb sein Sohn Heinrich, der 1927 die Meisterprüfung abgelegt hatte. Die Betriebsführung während des Nationalsozialismus war nicht ohne Probleme, vor allen Dingen, als die Einführung von Lebensmittelkarten anfing. Das Fleisch- und Wurstkontigent teilte man den Schlachtereien zu, die die Ware den Käufern nach Lebensmittelmarken verkauften.

Sohn Heinrich, 1935 geboren, erlernte das Schlachterhandwerk wie die Vorväter. Er legte 1952 die Gesellenprüfung in Bevensen und 1958 die Meisterprüfung in Stade ab. Er heiratete Gerda Lütgekolter und erbte die Schlachterei, die vielleicht von seinem Sohn Heinrich, geb. 1959, seit 1983 Schlachtermeister, übernommen werden kann. (13)

Schlachter, die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts den Bürgereid in Dahlenburg leisteten:

Heute führen alle Großmärkte in Dahlenburg Fleischabteilungen und bieten in Folie verpackte Fleischerzeugnisse an wie Aldi und Penny. Frischfleischabteilungen befinden sich auch im Aktiv-Markt und im HL-Markt.

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