
Das Schmieden ist eines der ältesten Handwerke und spielt seit alten Zeiten eine besondere Rolle im Leben der Menschen. Sage und Dichtung trugen letzten Endes dazu bei, die Schmiedekunst als Krönung handwerklicher Kunst hervorzuheben.
Mit dem Beginn der Eisenzeit (800 n.Chr.) erwuchs die Kunst, Eisen zu bearbeiten und Geräte und Waffen herzustellen. So entstand das Schmiedehandwerk, das im Mittelalter zu hoher B1üte reifte.
Schmieden gab es wahrscheinlich in Dahlenburg bereits seit den Anfängen der Ortsgründung. Doch erst aus dem 17. Jahrhundert überlieferte uns eine Akte den Namen eines Marcus Buchholtz, der für das Schwert des Dieners des Junkers ein ,,Ohrtband" schmieden sollte. Der Schmied lehnte es ab, da er dafür kein Geld bekäme. Der Junker verlangte nun vom Bürgermeister die Bestrafung des Schmiedes. ,,Ich solte den Buchholtz straffen, und in das Halseisen schließen laßen, worauf ich geantwortet hatte, ween er waß übels gethan, so müßte er zu Blekede verklaget und gestrafet werden. Worauf die beiden Junckherren mit einem Reuter bey Nächtlicher Zeit mihr ins Hauß gefallen." (14)
Die Herren stellten den Bürgermeister zur Rede, weshalb er den Schmied nicht zur Strafe in das Halseisen geschlossen hätte. Der Bürgermeister entgegnete, er wäre ein ehrlicher Kerl und berichtete an das Amt, ,,..worauf sie die Pistolen nahmen und mihr die Fenster einschoßen, da unserer zwey Bürger beysaßen, davon Moritz Gültzow noch im Leben ist. Diese Edelleute bedrängten mich hinter dem Tische und der Reuter der beyde gespannte Pistolen in der Hand hatte, und mihr selbige zuhielte, daß so fern ich mich würde bewegen, war die Muthmaßung, solte er Feur auf mich geben, worüber meine brafe Frau den Schlag bekommen und niederfiel zur Erden, wie Sie das sahen, ritten Sie davon." (15)
1826 ging ein Gesuch an das Amt auf Einrichtung einer eigenen Gilde.
Die Schmiede-, Schlosser- und Nagelschmiedemeister gehörten zu der Bleckeder Gilde, die ein Gildevermögen von 150 rth besaß und es ablehnte, den Dahlenburgern das anteilige Geld aus der Gildekasse für eine Neugründung auszuzahlen. Während die Bleckeder Gilde dem Antrag nicht zustimmte, befürwortete am 12.8.1826 Vogt Becker die Trennung. 14 Tage später berichtete das Amt der Drostei, daß lediglich 3 Schmiedemeister nur voll ihr Handwerk ausübten, während 2 nicht mehr arbeiteten, der eine wäre blind und der andere hätte eine Gastwirtschaft.
Die Kosten für die Aufnahme in die Gilde betrugen 2 rth, der jährliche Beitrag, das Zeitengeld 6 ggr. Es diente zur Unterstützung von armen und kranken Meistern und Gesellen. Das Amt empfahl die Ablehnung der Trennung, da die Dahlenburger Meister zu arm wären, evt. Gelder für bedürftige Gildeglieder aufzubringen. Natürlich entschied sich die Drostei für die Ablehnung, und auch ein Einspruch der Dahlenburger Meister wurde am 19.1.1827 von der Kammer abgelehnt.
Doch die Schmiedemeister gaben nicht auf. 1839 stellten Jürgen Schulz, Christian Kaiser, Ludolph Kaiser, Heinrich Soltau, Friedrich Willgers und Bermann erneut einen Antrag auf Errichtung einer Gilde mit der Begründung, daß wegen der weiten Entfernung nicht nur Unbequemlichkeiten entstünden, sondern auch Wege- und Verzehrkosten, und außerdem hätten die Schmiedemeister ihre Beiträge nach Bleckede gezahlt und nie Gelder nach Dahlenburg zurückbekommen. Doch man erzielte keine Einigung, und auch ein erneuter Antrag vom 19.7.1842 mit einem Anhörungstermin vor dem Gildeamt in Bleckede führte zu keiner Einigung, obwohl die Dahlenburger verkündeten, daß sie eine eigene Gilde ohne Zunftzwang eröffnen wollten, auch wenn die Bleckeder das ihnen gehörende Geld nicht herausrückten.
Die Verwaltung lehnte nun eine Trennung nicht mehr ab und bat die Drostei um eine Entscheidung. Diese forderte am 28.2.1843 von allen 10 Dahlenburger Meistern den Nachweis ihrer Meistereigenschaft.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte man der Ausbildung der Hufschmiede. Voraussetzung für diesen Berufszweig war ,,eine gute Volksschulbildung, Lust und Liebe zum Fache und Anstelligkeit bzw. Fassungsgabe neben Unerschrockenheit, Gewandtheit und Augenmaß". Man empfahl nach Abschluß der Gesellenprüfung zur Erweiterung des Gesichtskreises in ,,renommirten Beschlagswerkstatten" des In- und Auslandes Arbeit zu suchen. Man richtete sog. Hufbeschlag-Lehrschmieden ein, in denen die Schmiede-Gesellen in 3 Monaten ausgebildet, vor einer Prüfungskommission gem. Gesetz vom 18. Juni 1884 eine Prüfung ablegten zum ,,Nachweis der Befähigung zum Betriebe des Hufbeschlaggewerbes".
Eine Vervollkommnung im Hufbeschlag erfolgte schließlich bei berittenen und bespannten Einheiten der Truppe. Zur Erlernung des Berufes gehörte umfangreiches Wissen über die Anatomie des Pferdes und besonders des Fußes, um durch Hufbeschlag u.a. evtl. ,,kranke Hufe zu heilen oder zu bessern," fehlerhafte Stellungen der Gliedmaßen zu korrigieren und die Hufe gegen Abnützung durch Straßenpflasterung zu schützen. So galt der Hufbeschlag auch in den Leitfäden als ,,ein Kunstgewerbe, welches Wissen und Können in gleichem Grade erfordert". (16)
Zu den ältesten Angehörigen dieser Gilde zählte in Dahlenburg Familie Heyden, Julius Fr. B. Heyden, geboren 1832 in Neu Buchwalden als Sohn eines Glasfabrikanten, hatte das Schmiedehandwerk erlernt und auf seiner Wanderschaft in Dahlenburg Louise Dorothee Becker kennengelernt, die er 1863 ehelichte.
Sie erbte von ihrer Mutter, die in zweiter Ehe mit dem Tischlermeister Kruskopf verheiratet war, eine Vollbürgerstelle, auf der das Schankrecht ruhte. Im Übergabevertrag sicherten die Eheleute Heyden genau aufgelistete Naturalien als Altenteil neben freier Wohnung und Kleidung zu.
J. F. Bernhard Heyden errichtete eine Schmiede, schon 1855 wurde er in der Innung namentlich benannt.
Julius Friedrich Wilhelm übernahm die Werkstätte und heiratete Luise Brammer.
Als er 1895 verschied, hinterließ er seine Witwe mit 6 unversorgten Kindern. Die Witwe verpachtete 1896 den Betrieb an Albert Heyden, ihren Schwager, auf 15 Jahre. Nach Ablauf des Pachtvertrages gründete Albert Heyden einen eigenen Betrieb, während Alfred, der Sohn der Witwe, das väterliche Erbe antrat.
Alfred Heyden, geboren 1887, hatte eine dreijährige Lehre bei Schmiedemeister Kampf in Dahlenburg absolviert und am 4.10.1904 seine Gesellenprüfung bestanden. 1908 stellte ihm die Hufbeschlags-Lehrschmiede des ,,Land- und Forstwirtschaftlichen Provinzial-Vereins für das Fürstentum Lüneburg" nach dreimonatigem Besuch ein Prüfungszeugnis aus, das ihn befähigte, den Hufbeschlag auszuüben.
1912 bestand er in Lüneburg die Meisterprüfung.
Sohn Otto, geb. 1919, begann Ostern 1934 mit Erlernung des Handwerks in der väterlichen Schmiede. Die Lehrzeit betrug 4 Jahre und endete mit der Gesellenprüfung vor der Schmiede-Innung in Lüneburg im März 1938. Kriegsdienst und Gefangenschaft, 1947 entlassen, unterbrachen die Berufstätigkeit.
Die Meisterprüfung im Schmiedehandwerk bestand er 1949 und übernahm den väterlichen Betrieb; noch im gleichen Jahr heiratete er Anneliese Schütte. 15 Jahre führte er eine ,,Arbeitsgemeinschaft Schmieden" im Landerziehungsheim Marienau durch. (17)
Manfred Jacobs, (*1937) Schmiedemeister und Kfz-Meister, erbte 1973 den väterlichen Betrieb für Landmaschinen- und Fahrzeugbau. Seit 1962 als Teilhaber hat er gemeinsam mit seinem Vater Bernhard Jacobs einen modern ausgerüsteten Gewerbebetrieb aufgebaut.
Bernhard Jacobs, in Dahlenburg aufgewachsen, erinnert sich noch als Kind an die alte Schmiede seines Onkels. Das Gebäude, ein altes Fachwerkhaus, aus Strohgeflecht und Lehm errichtete Wände, wies in der Schmiedewerkstatt einen Lehmfußboden auf, den man je nach Bedarf für kleine Lehrlinge mit Lehm am Amboß und Schraubstock erhöhte, damit sie heranreichten oder bei größeren Jungen abtrug, damit sie nicht unnötig durch die schwere Tätigkeit den Rücken belasteten.
Wanderburschen, die mit ihrem Ränzel, bestehend aus einem Lederschurz, darin eingewickelt Beschlagzeug, Hammer, Unterhauer, Zange, Hufmesser, Hauklinge und Kloppholz (Gewicht ca. 3 kg.), in der Schmiede erschienen, entboten am Amboß ihren Gruß mit den Worten: ,,Grüß Gott, vom Handwerk, das ich erlernt habe, Meister und Gesellen." Der Meister antwortete: ,,Willkommen, fremder Schmied!" Lag viel Arbeit vor, nahm man den Wandergesellen auf, im anderen Falle erhielt er ein oder zwei Groschen als Wegzehrung."
Bernhard Jacobs heiratete Martha Stein, und nach Ablegung der Meisterprüfung übernahm er 1938 die Schmiede seines Onkels Heinrich Kampf. Kaum hatte er die Schmiede neu aufgebaut und erweitert, als der Zweite Weltkrieg alle P1äne beendete. Während des Krieges ruhte der Betrieb, da Bernhard Jacobs als Soldat ins Feld rückte. 1945 begann der Aufbau. Ein Strukturwandel vollzog sich. Neben die herkömmlichen Arbeiten traten immer mehr der Bau und die Reparatur von Fahrzeugen für die Landwirtschaft, ferner die Herstellung von Anhängern und Aufsätzen von Großviehwagen für Schlachter und Viehhändler u.a.m.
1978 verkaufte die Familie die alte Stätte und verlegte den Betrieb an den Marienauer Weg.
Bernhard Jacobs Großonkel, Carl Kampf, der 1863 den Bürgereid ablegte, hatte die Interimswirtschaft der ,,Kaiserschen Bürgergüter" angetreten, zu der eine Schmiede gehörte. Jahrzehnte hindurch schwangen Vertreter der Schmiedemeisterfamilie Kaiser hier den Hammer.
Vor dreihundert Jahren jedoch besaß eine Familie Bruhn die Schmiede. 1687 gab es drei Vertreter dieses Namens, die das Schmiedehandwerk ausübten.
Unter anderem verzeichnete man im Bürgerbuch folgende Namen von Schmiedemeistern:
Christian Schoopmann (1802), Friedr. Lebbin (1808), Bernau (1810), Segebaum (1814), Jürgen Schulz (1820), Schlosser Wilgers (1820), Johann Carl Meyer (1832), Joh. Heinr. Aug. Schultz (1839), Joh. Chr. Luttermann (1846), August Röbe, Schlosserm. (1876), Hermann Ehrhorn (1878), Carl Ramm (1893), seine Schmiede übernahm Alfred Wilke, der 1912 den Bürgereid ablegte. Als Mitbegründer des E-Werkes hatte Carl Ramm die Leitung übernommen. Johannes Kloth, der 1930 den Bürgereid leistete, hatte die Schmiede von Albert Heyden gepachtet. Er heiratete Else Junker. 1962 endete der Pachtvertrag.
,,Statut der Grobschmiede-. Schlosser- und Nagelschmiede-Innung. zu Dahlenburg"
Auf Grund der Reichs-Gewerbe-Ordnung vom 18. Juli 1881 traten die oben genannten Schmiede aus Dahlenburg aus den Landgemeinden und dem Kirchspiel Dahlenburg, so wie aus den Kirchspielen Barskamp, Nahrendorf, Himbergen, Römstedt, Bienenbüttel, Alt Medingen, Reinstorf und Thomasburg 1884 zu einer Innung zusammen und bestätigten ihre Mitgliedschaft.
Mitglied konnte der werden, der die bürgerlichen Ehrenrechte besaß, großjährig war und das Gewerbe ,,innerhalb des Innungsbezirkes selbständig bestreitet."
Als Grundbedingung galt nach ,,ordnungsmäßiger Lehrlings-Lehrzeit und abgelegter Gesellenprüfung" eine dreijährige Tätigkeit als Geselle oder die vor der Innung abgelegte Meisterprüfung. An Eintrittsgeld entrichtete jedes Mitglied 6 Mark in die Innungskasse. Die Paragraphen 12 bis 18 legten ,,Allgemeine Rechte und Pflichten" der Innungsmitglieder fest. Dazu gehörte u. a. auch die Verpflichtung, Innungsämter anzunehmen. Der Mitgliedsbeitrag betrug vierteljährlich 25 Pf.
Ein Ausschluß aus der Innung drohte beim Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, bei ,,unehrenhaftem Lebenswandel" oder bei Beitragsrückständen von mehr als einem Jahr. In jedem Jahr fand 1 ordentliche Versammlung der stimmberechtigten Mitglieder statt und zwar ,,am Tage nach Ostern in dem Flecken Dahlenburg".
Zum Innungsvorstand rechnete der Obermeister, sein Stellvertreter, der Schriftführer, der Kassierer und 1 Beisitzer, sie mußten mindestens 3 Jahre der Innung vor ihrer Wahl angehört haben. Der Vorstand war den Mitgliedern der Innung für eine ,,gewissenhafte und sorgfältige Geschäftsführung verantwortlich".
Aus Dahlenburg unterschrieben folgende Herren das Statut:
1. W. Brackmann Ober- und Schmiedemeister
2. C. Kampf Schmiedemeister als Kassenführer
3. I. Heyden Schmiedemeister
4. Ch. Behrens Stellv. Ober-Nagelschmiedemeister
5. H. Behrens Nagelschmiedemeister als Schriftführer
6. A. Raabe Schlossermeister
7. Wiechmann Schmiedemeister
aus anderen Orten:
8. H. Meyer Schmiedemeister als Beisitzer aus Wulfsdorf
9. Si. Meyer Schmiedemeister als Beisitzer aus Wulfsdorf
10. A. Brammer Schmiedemeister als Beisitzer aus Barskamp
11. Eggers Schmiedemeister als Beisitzer aus Bienenbüttel
12. I. Tippe Schmiedemeister als Beisitzer aus Bienenbüttel
13. Niemann Schmiedemeister als Beisitzer aus Gr. Thondorf
14. F. Winkelmann Schmiedemeister als Beisitzer aus Fladen
15. Albrecht Schmiedemeister als Beisitzer aus Radenbeck
16. Winkelmann Schmiedemeister als Beisitzer aus Nahrendorf
Folgende Arbeiten schrieb man gem. Ausschreibung v. 18.11.1839 und 28.9.1840 bei der Prüfung zum
Gesellen und |
Meister vor |
Für die Schmiede: |
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Ein Hufeisen mit den erforderlichen Hufnägeln |
Ein Breitbeil für Zimmerleute und in größeren Städten daneben zwei Federn zu einem Kutschwagen |
Schmiede(Kupfer): |
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Eine Wasserkelle |
Eine Tortenpfanne und eine Biscuitform von Kupfer, aus einem Stück getrieben |
Schmiede (Nagel): |
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Ein Nageleisen von kleinerm Kaliber und eine Quantität Nägel von 4,5 und 6 Zoll länge |
Hammer, Zange und Nageleisen in den größten gebräuchlichen Dimensionen |
Schmiede(Zeug): |
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Eine Hufzange |
Ein Röhrenbohrer, eine Klobensäge,Beschlag mit aufgeschrobenem Klobenschlüssel aus dem ganzen geschmiedet." |