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2.7 Öffentliche Einrichtungen

2.7.1 Die Post

Schon im 18. Jahrhundert verzeichnete Dahlenburg eine Posthalterei, wie eine Aktennotiz von 1761 ausweist. 1773 tauchte der Name des Posthalters Carl Julius Buhlert auf. Er hatte dieses Amt erhalten, nachdem, wie damals üblich, eine Kaution für ihn gestellt worden war.

Am 12. Oktober erschien er auf dem Amt und erklärte sich bereit, für den verstorbenen Gültzau als Rat tätig zu werden. Buhlert baute seine Stellung mit Tatkraft aus, und so vererbte sich die Posthalterei auf seine Nachkommen. Nach 1808 pachtete die Familie die Dahlenburger F1ächen des Gutes von Spörcken, des Klosters Medingen und des Gutes Schnellenberg. 1815 vereinte Buhlert die Ämter des Posthalters, des Vogtes und des Bürgermeisters und beantragte am 15. Oktober als Vogt die Ausbesserung der ,,Poststraße", die vor allen Dingen am Buendorfer Feld infolge ,,ausgefahrener Löcher und Tiefen" Gefahren barg, zumal die Post diese Wege jedesmal des Nachts passierte. (50)

Für die Kosten bewilligte man 322 rth 2 ggr und im Rahmen der Landfolge 314 Spann- und 556 Handdienste.

1824 führte die Vogtei Dahlenburg bei der Ausbesserung der Post- und Heerstraße von Bleckede nach Dahlenburg 148 Spann- und 78 Handdienste durch, aber nicht Dahlenburg. (51)

Wie vor 200 Jahren weigerte sich der Ort auch diesmal, ,,Landfolge" zu leisten.

Bleckede und Dahlenburg pochten auf alte Rechte, und es wurde festgestellt, daß beide Orte nicht zu Dienstleistungen auf Grund ihrer städtischen Privilegien herangezogen werden konnten.

1838 folgte eine ,,Botenpostverbindung" mit Neuhaus a. d. Elbe. "In seinem Hause Dannenberger Str. 86 (der jetzigen Volksbankfiliale Lüneburg) unterhielt er nebenbei Hotelbetrieb, damit Postreisende dort übernachten und speisen konnten. In den Ställen wurde ein größerer Pferdebestand unterhalten und charakteristisch für diese Buhlertschen Postpferde war, daß es immer Schimmel sein mußten." (52)

Uppenthal notierte in seinem Artikel über ,,die Geschichte des Postamtes weiter, daß fahrende Posten die Poststücke von Lüneburg nach Dahlenburg" brachten, hier die Pferde wechselten und das Postgut weiter nach Dannenberg, Neuhaus oder Bleckede beförderten. Uppenthal erinnerte an einen Postboten Berling, der ,,seine Postlast, wenn er sie nicht tragen konnte, auf einem Karren nach Bleckede" schob und an einer bestimmten Stelle im Köstorfer Wald sich ausruhte. ,,Der Volksmund taufte diese Stelle Berlingsruh." (53)

Später setzte man eine Einspännerpost für die Versorgung nach Bleckede ein. Der Postbote August Haul, der in Dahlenburg lange Jahre diente, pflegte, besorgt um das Briefgeheimnis, beim Sortieren in einer Gaststätte, neugierige Gäste mit strengem Blick und mit den Worten abzuwehren: ,,Halt! Hier nich in die Papiere kieken."

Einer der letzten Postillione, der als Wächter von der Reichsbahn übernommen wurde, war Johann Stamer. Er fuhr die Strecke Dahlenburg-Lüneburg. Eines Tages, er führte gerade einen größeren Geldbetrag mit, stoppte im Mausetal eine Frau die Kutsche und bat, nach Lüneburg mitgenommen zu werden. Stamer langte nach dem einzigen Gepäckstück, einem Korb, und merkte dabei, die ihn eine Männerhand zureichte. Geistesgegenwärtig ließ er einen Handschuh fallen und bat: ,,O Modder, heb min Handschen up." Während sich die Person bückte, trieb er die Pferde an und preschte davon.

,,Bemerkenswert für jene althannoversche Zeit ebenfalls ist, daß die Buhlertschen Postillione stets den König von Hannover fahren mußten, wenn in der Göhrde Hofjagd gehalten wurde. Es war immer ein Schauspiel für die Einwohner Dahlenburgs, wenn zu diesem Zweck von den Postillionen in Galauniform die Vierer- und Sechsergespanne hier eingefahren wurden." (54)

Nach dem Kriege zwischen Preußen und Hannover, also nach 1866, errichtete man selbständige Postämter und besetzte sie mit Postverwaltern.

Der erste Postverwalter hieß Heydorn und amtierte bis 1891. Buhlert behielt die Beförderung der Landpost. Die Diensträume zu Heydorns Zeiten befanden sich im Hause von Dietrich Hoyer, Johannistr., und seit 1872 im Hause von Tischlermeister Konau, Am Markt, das dem Händler Meyer-Böhm gehörte.

1877 verband man nach Uppenth. eine ,,Telegraphenbetriebsstelle" mit der Post, so daß Telegramme direkt weiter geleitet werden konnten. Für Unterkunft und Verpflegung des ersten Postgehilfen Könnecke sorgte Frau Schlachtermeister Schulze am Markt, und auch die nachfolgenden Gehilfen betreute sie gut. Nachfolger von Heydorn wurde 1892 Sabiel. 1897 richtete man die erste öffentliche Sprechstelle ein und erreichte allerdings nur Tosterglope und Neudarchau.

1884 mietete das Amt Räume im Hause von Ernst Buhlert, und hier blieb die Post bis 1905, als sie in das neue Posthaus umzog. Es erfolgte der Bau der Fernleitung und danach die Erweiterung des Fernsprechnetzes.

1900 versetzte man Sabiel nach Clenze, und Heinrich Uppenthal wirkte als Postmeister bis zu seiner Pensionierung 1924. Er hatte den Bau des neuen Posthauses unter großen Schwierigkeiten vorangetrieben, da die Posträume im Buhlertschen Hause nur 1 Dienstzimmer, 1 Packraum und 1 Schlafraum für einen Gehilfen auswiesen.

Hotelbesitzer Conrades hatte den Bauplatz, auf dem damals noch zwei Katen standen, gekauft und zur Verfügung gestellt. Architekt Matthies, Bardowick, erbaute das Postamt. 6 helle Diensträume entstanden, in denen vor dem ersten Weltkrieg 12 Mann arbeiteten. 1 Amtsvorsteher, 3 Beamte des mittleren Dienstes und 8 des unteren Dienstes, davon versahen zwei Postboten Dahlenburg und sechs die anderen Ortschaften. Hinzu kamen 4 Postagenten, 6 Postschaffner und 42 Posthilfsstelleninhaber auf dem Lande.

1905 zählte die Fernsprechvermittlung 20 Leitungen, die in einem sog. Klappenschrank untergebracht waren. Die ersten Anschlüsse besaßen:

,,Hotel Deutsches Haus (Besitzer Masson) - Bierverlag Keller- Dr. Weicht-Kaufmann Zierau - Verlag der Hasenburger Brauerei - Hotel Conrades-Rittergut Horndorf-Augustenhof, Tosterglope (Besitzer Schmeil) und die Güterabfertigung (Staatsbahnhof)."

1922 waren es schon 100 Leitungen.

1933 gab es ,,Fernleitungen - 1 nach Dömitz, 1 nach Dannenberg, 1 nach Hamburg, 2 nach Lüneburg, 1 nach Bleckede und Nahverbindungen in großer Zahl". (55)

Im ersten Weltkrieg übernahmen Frauen den Postdienst, da die meisten Männer im Felde kämpften. In der Inflationszeit häufte sich die Arbeit, da jede Nacht das anfallende Papiergeld in Säcke sortiert werden mußte. Der Nachfolger Uppenthals, Postmeister Ludwig, verwaltete 6 Jahre die Stelle. In seine Zeit fiel die Einrichtung der Kraftpostlinien Dahlenburg - Neu Darchau, Dahlenburg-Hohnstorf, 1925 Dahlenburg - Lüneburg.

Seit dem 1.5.1935 bestand in Dahlenburg eine ,,Einheit des Postschutzes", zu der 13 Mann gehörten, davon 9 in Dahlenburg und 4 Mann in Dannenberg. Die Übungen des Postschutzes fanden am Freitag jeder Woche statt, sie dienten dazu, Anlagen der Post zu schützen. 1936 verband eine 3. Fernleitung den Ort mit Lüneburg.-

Der Postverkehr ging zurück, als am 28.6.1938 die in Dahlenburg stationierte Abteilung des Reichsarbeitsdienstes an den Westwall verlegt wurde. 3 Kraftomnibusse zog man zur Beförderung der Arbeitskräfte für den Bau des Westwalls ein, und so mußte man die Kraftpostlinie Dahlenburg-Hohnstorf bis auf weiteres einstellen.

Als am 1. Sept. 1939 der Krieg zwischen Deutschland und Polen ausbrach, beschränkte man aus kriegswirtschaftlichen Gründen den Kraft- und Landpostverkehr, gleichzeitig sanken dadurch die Einnahmen der Post im Rechnungsjahr 1939. Hinzu kam, daß an Stelle der gebührenpflichtigen Post der gebührenfreie Feldpostverkehr trat, der vor allen Dingen beim Feldpostpäckchenversand zu Weihnachten erhebliche Mehrarbeit erforderte. Den Postverkehr mit dem neutralen Ausland überwachte man von staatlicher Seite und verringerte ihn.

Der Chronist des Postamtes berichtete im Rechnungsjahr 1941:

Durch die Verlagerung einzelner Betriebe aus bombengefährdeten Gebieten und dem Zuzug Bombengeschädigter, besonders aus Hamburg, steigerte man den Post- und Fernsprechverkehr im Amtsbereich in den nächsten Kriegsjahren. 1944 begann man allerdings im Fernmeldebereich, den Verkehr zu drosseln, indem man Teilnehmer abschaltete, zumal auch der elektrische Strom rationiert wurde. Die Beförderung der Post übernahmen nach Einstellung der Landkraftposten vorwiegend Milchfuhrwerke.

Als am 19. April 1945 die ersten englischen Truppen in Dahlenburg einmarschierten, durchsuchten einige Soldaten auch das Postamt nach Waffen und deutschen Soldaten. Als sie dabei das Wähler- und Fernamt zerstören wollten, konnten die Postangestellten ihnen klar machen, daß durch Entfernung der Hauptsicherung die völlige Stillegung der technischen Einrichtungen möglich wäre. So entfernten sie die Sicherungen. Sie besetzten bis Mitte Mai das Postamt und die Kraftwagenhalle bis 19. Februar 1946.

,,12 Dienstfahrräder, 4 Landkraftwagen, 2 größere Anhänger, 2 Postkarren, sämtliches Werkzeug aus der Kraftwagenwerkstatt"', verschwanden in dieser turbulenten Zeit auf Nimmerwiedersehen.

Am 15. Mai 1945 fing wieder der Dienst auf dem Postamt an. Schwierig blieb die Postzustellung. Sie erfolgte oft durch Boten zu Fuß, wenn sie selbst keine Fahrräder besaßen. Im Laufe des Jahres besserten sich die Verkehrsverhältnisse, da die im Dezember 1945 wieder eingerichteten Kraftposten Neu-Darchau-Dahlenburg, Dahlenburg-Lüneburg nun auch die Post beförderten.

Auch der Fernsprechdienst wurde trotz zu 50 v. H. zerstörter Außenleitungen bald wieder aufgenommen. Im Juni 1945 durften Behörden und Ärzte Telephongespräche führen, im August hatte der Bautrupp Dahlenburg bereits zwei Drittel der Fernsprechteilnehmer mit dem Amt verbunden. Allmählich normalisierte sich der gesamte Postverkehr.

In der Nach vom 20.6. zum 21.6.1948 verloren die alten Geldsorten ihre Gültigkeit, die neue ,,Deutsche Mark (DM)" trat an Stelle der Reichsmark (RM).

Münzen und Scheine im Werte bis zu 1,-- RM galten noch zum 10. Teil ihres Nennwertes vorübergehend als Zahlungsmittel. Auch die alten Postwertzeichen blieben zum 10. Teil ihres Nennwertes vorläufig bestehen, so daß in dieser Zeit Brief- oder Paketsendungen ein buntes Bild boten, weil man Briefe oder Päckchen über und über mit Briefmarken beklebte.

Am 1.9.1950 kaufte die Bundespost das Postamtsgebäude von Frau Matthies, Bardowick, deren Mann es als Mietshaus für die Post errichtet hatte. Umbauten mußten durchgeführt werden, da durch Betriebsvergrößerung infolge der Bevölkerungszunahme die Diensträume nicht ausreichten.

Im Laufe der Jahre folgten weitere Baumaßnahmen, 1968 ein Postamtsneubau. Im September 1971 montierte eine Spezialfirma mit einem 100 m hohen Baukran in 15stündiger Bauzeit einen rund 80 m hohen Richtfunkmast auf dem Gelände der Post.

1972 im Zuge der Neugliederung der Gemeinden im Raum Lüchow, gem. Gesetz vom 23.611972, wurden die Poststationen Wietzetze und II Göhrde dem Postamt Dannenberg angegliedert und Poststation Aljarn, Bostelwiebeck und Bohndorf an das Postamt Bevensen.

Juli 1974: Die Poststellen I Alt Garge, Barskamp und Walmsburg sowie die Poststelle II Nindorf kamen zum Postamt Lüneburg, so daß nur noch 36 Poststellen zum Amtsbereich gehörten.

So brachte das ,,kommunale Neugliederungsgesetz" die Aufhebung vieler Poststellen und damit die erhebliche Verkleinerung des Dahlenburger Amtes. Das zielte schließlich zur Aufhebung des Amtes zum Frühjahr 1976 hin.

Postoberamtmann Spielvogel ordnete man im Zuge dieser Maßnahmen nach Uelzen ab, und ihn vertrat vorübergehend Postamtmann Quent, der dann zum Postamt Uelzen kam. Ein Sozialplan, aufgestellt im Juni 1975, diente der Unterbringung der Kräfte nach Aufhebung des Postamtes Dahlenburg.

Am 19. März 1976 gab die Oberpostdirektion Hannover in Nr. 12 ihres Bezirksblattes bekannt:

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