
2.8.1 Ärzte und Apotheken
Ärzte
Ärztliche Versorgung gab es schon im 18. Jahrhundert. So wohnte um 1767 ein ,,Regiments Chirurgus Runge" im Pfarrwitwenhaus, der hin und wieder praktizierte, oder ein Arzt aus Bleckede behandelte die Kranken im Ort und in der Vogtei. Familienmitglieder pflegten ihre Kranken zu Hause, und Fremde bzw. Alleinstehende wurden gegen ein Entgelt vom Nachbarn versorgt.
Das Amt bezahlte die Kosten bei Behandlung von armen Leuten. So überwies es gem. Quittung vom 5. Dezember 1788 an den ,,Chirurgus Napp, Bleckede, 23 rth 12 ggr". (69)
In Dahlenburg und in der Vogtei war das ,,Faulfieber" ausgebrochen, und der Arzt betreute die Kranken. Das Amt ordnete an, daß er dafür sorge, daß die Patienten die verordnete Medizin einnehmen und sich reinlich halten, damit das Fieber sich nicht weiter ausbreite. Napp schickte an das Amt mit der Rechnung einen ausführlichen Krankenbericht und zeigte gleichzeitig einen Bader Wilus an, der sich in Dahlenburg aufhalte und der allerlei Kuren mit den Kranken durchführe und viel Schaden anrichte. Bereits vor 4 oder 5 Jahren hätte er versucht, ihm die Praxis zu untersagen. Er hätte ihm nun zu verstehen gegeben, daß Wilus, wenn er ihn wieder bei Kranken antreffe, ins Gefängnis müsse. (70)
Am 18.10.1792 beantragte Hermann Schoenemann eine Niederlassung als Chirurgus ,,zur Verhütung der vielen in dortiger Gegend im Schwange gehabten Pfuschereien". Der Vogt leitete den Antrag an das Amt, das eine Entscheidung von der Drostei erbat. Der Vogt von Dalenburg erklärte bei seiner Vernehmung vor dem Amt, daß ein Chirurgus sehr nötig wäre, da der frühere Regiments-Feldscher Runge ,,allerhalben sich mit Können nicht mehr beschäftigt und der Bader Willig sich in dieswem die größte Unwissenheit begnüget".
Bereits am 30.10.1792 vernahm das Amt Chirurgus Schoenemann, 30 Jahre alt, geboren in Lüneburg, über seinen Werdegang.
Nach vierjähriger Lehrzeit von 1779 - 1783 bei Chirurgus Denecke in Lüneburg arbeitete er bis 1788 weiter als Geselle, anschließend 1 Jahr beim medizinischen Institut in Celle. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, bewarb er sich im Kriege Schweden gegen Rußland um die Stelle eines schwedischen Lazarett-Chirurgus, und man ernannte ihn zum ..Ober-Chirurgus.. bei der Flotte.
Bis 1790 diente er hier und kehrte bei Kriegsende (Friede zu Värälä 14.8.1790) nach Hause zurück, um dann am Institut in Celle praktische neue Kenntnisse zu erwerben. Das Amt wollte weitere Auskünfte in Lüneburg bei ,,Landphysicus Dansen" einholen, der Schoenemann aber nicht kannte.
Dansen schlug vor, Schoenemann zu prüfen, und das Amt bat den Landphysikus, das Examen am 30.11.1792 selbst durchzuführen. Dr. Dansen übernahm die Aufgabe und berichtete, er hätte ihn examiniert und recht gute, sowohl anatomische als chirurgische Kenntnisse bei ihm vorgefunden, so daß er glaube, ,,dem Flecken und der Vogtei Dahlenburg würde mit diesem Subjekte sehr gedienet sein." (28)
Der Magistrat von Dahlenburg bescheinigte Schoenemann gutes Verhalten und gute Führung, und die Drostei befürwortete am 12.12.1792 die Zulassung bei der ,,Königlichen Regierung in Hannover". Sie erteilte am 23.12.1792 bereits die Konzession und das Amt am 3.1.1793 die Genehmigung. Spuren seiner Tätigkeit fehlen.
,,Actum Dahlenburg am 22ten Sept. 1800
Der concessionierte Chirurgus Jacob Heinrich Lüdemann ist jetzo als hiesiger Bürger auf- und angenommen auch in Gegenwarth zweier Zeugen, des Tischler-Ambtsmeisters Grotmann und Schneider-Ambtsmeisters Johann Bauch." (Bürgerbuch, gez. Stock)
Nach Buck ließ sich um 1833 ein Arzt in Dahlenburg nieder. Der Name wurde nicht erwähnt. Über sein Wirken und das seiner Nachfolger wissen wir nichts.
Der nächste Hinweis auf einen Arzt kam wieder aus den Aufzeichnungen des Bürgerbuches. 1856 erhielt Chirurg Dunckel das Bürgerrecht und 1858 Dr. med. A. S. Dierking. Erst 1895 trat bei der Erwerbung des Bürgerrechts der Name eines neuen Arztes auf: Dr. med. Heinrich Weicht.
Dank einer Aufzeichnung von Hannerie Bartel erfahren wir die Namen der Ärzte ab 1920.
Dr. Friedrich Bartel übernahm nach dem Tode von Dr. Weicht 1920 dessen Praxis. Er hatte nach dem Medizinstudium als Chirurg mit Dr. Sinn in dessen Privatklinik in Bevensen zusammen gearbeitet. 1921 kam er nach Dahlenburg. Seine erste Praxis lag im ,,Hause Röper neben der Apotheke".
Dr. F. Bartel bemerkte:
,,In dem Oberstock, Zimmer li.(links) vorn lagerte der Weizen, den ich mir an Stelle von Geld während der letzten Monate der Inflation geben ließ. Das Haus wurde später von Gärtner Hoyer gekauft, - es wurde 1954 abgerissen.- Mich versorgte eine Frau Ohland, die Mutter des hiesigen Maurers. Im Flur des Hauses hockten die Patienten auf einer alten Truhe, - fast immer stand die Menschheit bis zur Straße und auf dem Trottoir. - In der Zimmertür war ein 10 x 10 cm großes Guckloch, durch das ich mich über die Frequenz der Sprechstunde unterrichtete. Auch stand mein Tretrad da und später das Leichtmotorrad."
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig, geb. Münter, Tochter eines Bielefelder Fabrikanten, überwand Dr. Bartel die Schwierigkeiten, die sich einem jungen Arzt beim Aufbau einer Praxis in den Weg stellen. Das Raumproblem löste er, indem er 1925 das Haus Dannenberger Str. 22 von Fräulein Uhthoff kaufte.
Umbauten erfolgten in den Jahren 1925 - 1937. Dr. F. Bartel praktizierte bis 1951. Sein Sohn, Dr. Wolfgang Bartel, stieg 1948 in die väterliche Praxis ein. Er übte seinen Beruf bis 1980 aus, tatkräftig unterstützt von seiner Ehefrau.
Durch umfassende Ausbauten erweiterten sie das Haus für moderne Praxisräume. Dabei stießen sie auf altes Mauerwerk und handgeschmiedete Nägel, die nach Expertenmeinung auf Nagelschmiedemeister Behrens hinweisen, so daß man vermuten kann, daß der älteste Teil des Hauses schon um 1850 errichtet sein müßte.
Zur Zeit Dr. Friedrich Bartels war auch Dr. Franz Dietz als Arzt in Dahlenburg tätig (1920- 1975).
Wilhelm Schröder eröffnete 1945 seine Arztpraxis und Ignaz Swierczynski 1947. Schröder praktizierte 18 Jahre und Swierczynski 5 Jahre in Dahlenburg.
Die Wirkungszeit weiterer Ärzte
1951- 1958 Dr. Adolf Steinbeck
1959- 1963 Dr. Wolfgang Riemenschneider
1964- 1981 Dr. Hans-Joachim Manthey
Seit 1981 Hans-Wilhelm Schmidt als Nachfolger von Dr. Wolfgang Bartel
Seit 1982 Dr. Rashed Raslan und Dr. Rja Mardine-Raslan
Seit 1983 Dr. Henning Wilhelm
Nach Baumgarten gab es 1932 neben den beiden Ärzten einen Zahnarzt, zwe Dentisten, einen Tierarzt und 2 Drogerien.
1897 leistete Zahntechniker Adolf Steinbeck den Bürgereid und 1930 Dentist Kurt Schiebenhofer.
1934 mietete der praktische Zahnarzt Dr. med. dent. Otto Lütchens das Steinbecksche Haus. Weiter waren als Zahnarzt tätig Dr. Krassmann und seit 1932 Otto Scheuregger. Nach dem Tode von Otto Scheuregger übernahm sein Schwiegersohn Dr. Klaus Meyer die Praxis. Er praktiziert bereits seit 1968 in Dahlenburg. 1981 richtete Eckhard Lütgens seine Zahnarztpraxis in Dahlenburg ein.
Medikamente, die den Menschen heilen, helfen auch den Tieren. Das war bereits ein fortschrittliches Denken zu Beginn des 20. Jahrhunderts und führte dazu, auch mal seinen Arzt um Rat zu fragen, wenn ein Tier erkrankte. Es kam aber auch noch vor, daß man den Apotheker bat, ein Tränklein nach altbewährten Mixturen herzustellen, z.B. als Mittel gegen den ,,bösen Blick", der für die Erkrankung der Kuh verantwortlich war. Sachkundigen Rat erteilte in früheren Jahrhunderten der Bader oder ein anderer Heilkünstler. Heilkundige Frauen boten ihre Kräutermischungen für Heilzwecke an, die man bei Erkrankungen von Mensch und Tier reichte.
Von einer großen Viehseuche im Dahlenburger Raum berichtete die Kirchenchronik. 1682, im September vor Michaelis, brachen unter Pferden und Rindern die Blattern aus. Die Blattern, auch Pocken genannt, befielen vor allen Dingen die Schleimhäute der Tiere, saßen auf und unter der Zunge. Mit silbernen oder eisernen Schabern rückte man ihnen zu Leibe, kratzte die Bläschen und den Belag täglich ab und säuberte die Zunge. Einige Tiere wurden gerettet, andere gingen ein an der Plage.
Tierärzte erschienen nach Bürgerakten in Dahlenburg erst im 20. Jahrhundert. 1921 legte Tierarzt Ernst Hattesohl den Bürgereid ab und richtete eine Praxis ein. Als weitere Tierärzte nach 1945 wirkten Dr. Köhn, Dr. Klaus Gräfe und Dr. Müller. Dr. Müller ist heute noch tätig.
Apotheken
Vor 1833 bezogen die Kranken ihre Medizin von dem Apotheker Busch in Bleckede. Ihm bezahlte das Amt für Lieferung von Medikamenten gem. Quittung vom 12. Juni 1788 15 rth 8 ggr.
Nach Buck richtete Apotheker Busch aus Bleckede um 1833 eine Filiale in Dahlenburg im Hause der Familie Stolte in der Johannistraße ein. Sie bestand bis 1880, und ein Apotheker Thyssen leitete sie, wie Erich Schünemann berichtete. Im selben Jahr erhielt Apotheker Georg Halle die Konzession, kaufte von Zimmermeister Hansen eine Räucherkate, baute sie um und erweiterte sie, so daß ein geräumiger Bau mit Wohntrakt und Apotheke mit Labor entstand.
Georg Halle wirkte 22 Jahre und nach seinem Tode Wilhelm Schünemann, der den Betrieb auch auf dem Gebiet der Tierarzneimittel erweiterte. Als er 1944 starb, übernahm sein Neffe Dr. Erich Schünemann die Apotheke.
Ihm gelang es im Laufe der Jahre durch Ausbau und Umbau in drei Bauabschnitten, eine den modernen Anforderungen gerecht werdende Apotheke zu errichten.
1973 verpachtete er sie an seinen Sohn Erich Schünemann, der die Apotheke nach dem Tode seines Vaters 1977 übernahm und sie 1977/78 noch einmal umbaute, um den ,,innerbetrieblichen Organisationsablauf" auf den ,,modernsten Stand zu bringen." Leider war es Erich Schünemann nicht lange vergönnt, das Erbe seiner Väter zu verwalten. Er verstarb 1984.
Seine Frau Angela, geb. Strauss, verkaufte die Apotheke 1984 an Karin Maass, einer Tochter des Apothekers Naegeli, Bleckede. Apothekerin Karin Maass führt nun diese ,,Alte Apotheke" in der Tradition weiter.
1985 entstand eine zweite Apotheke am Markt. Die ,,Neue Apotheke" übernahm Apothekerin Edit Szokodi.