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2.8.3 Deutsches Rotes Kreuz

1945, nach dem Ende des Krieges, bildete das Dt. Rote Kreuz in allen Landgemeinden Frauenvereine, die es sich zur Aufgabe machten, Ortsvereine zu gründen und ,,ehemalige und neue Mitglieder zu werben." Der Mitgliedsbeitrag im Jahr betrug mindestens 3,- RM.

,,Als erste Aufgabe der Vereinsarbeit gilt die Vorbereitung einer Weihnachtsfeier für alle Flüchtlinge und Bedürftige."

Vor allen Dingen forderte Eicke, der Vorsitzende des Kreisvereins auf, ,,den Notleidenden eine wirkliche Weihnachtsfreude zu bereiten und zweifle nicht daran, daß besonders diejenigen Kreiseingesessenen, die der Krieg gar nicht oder nur wenig heimgesucht hat, besonders reichlich und gern geben werden."

Der Kreisverein bat, ,,... die Anzahl besonders notleidender Familien zu ermitteln und uns mit genauer Angabe der Kinderzahl und deren Alter sofort mitzuteilen", da diese Hilfsbedürftigen Kleidungsstücke erhalten sollten.

Die Schreiben richteten sich an ,,die Leiterin des Frauenvereins" Lenchen Wagner, die von Landrat Eicke, später Oberkreisdirektor, die offizielle Ernennung ,,zur Vorsitzenden des Frauenvereins in Dahlenburg des Deutschen Roten Kreuzes" mit Schreiben vom 3. Juli 1946 erhielt. ,,Für Ihre verantwortungsvolle aber segensreiche Arbeit wünsche ich Ihnen guten Erfolg."

Die Militärregierung unterstützte die Arbeit des Vereins und genehmigte die Zusammenkünfte. Schon 1946 konnten diese Versammlungen ohne Genehmigungen stattfinden. Diese segensreiche Tätigkeit von Lenchen Wagner erstreckt sich nun über mehr als 40 Jahre.

Dazu gehörte in dem ersten Jahr nach dem Kriege die Kinderspeisung. Sie begann für die Kindergartenkinder am 1. Oktober 1946 an ,,48 Werktagen (8 Wochen je 6 Tage)".

,,Für die Speisung ist folgendes Rezept vorgeschrieben:

täglich je Kind 50 gr Mehl = 180 Kalorien

10 Kinder wurden in regelmäßigen Abständen gewogen, um den Erfolg der Speisung zu messen. So trafen im Ortsverband für die Durchführung der Speisung am 1. Oktober ein: 120 kg Mehl - 72 kg Zucker - 12 kg Trockenmilch, weitere 12 kg folgten später,

Man rechnete: ,,1 kg Trockenmilch ergibt 10 Ltr. Vollmilch".

Als nächstes setzte die Ausbildung von Schwesternhelferinnen durch den Kreisverband ein. Es galt, die Verbindung zu den deutschen Kriegsgefangenen herzustellen, die Forschung nach Vermißten aufzunehmen und Suchanträge der Flüchtlinge zu bearbeiten. Um das Flüchtlingselend zu mildern, sammelten Helfer in den Ortsvereinen Betten und Wäsche, Windeln, Jäckchen, Hemdchen, Decken und Geschirr aller Art.

Die Not jener Tage aber kennzeichnete folgendes Schreiben:

Im Rahmen der freien Wohlfahrtsverbände: Durchführung einer Sammlung, Kuchen- und Ostereierlieferung für Schwerbeschädigte i. Lbg. -

Bereitstellung von Federbetten ,,für die bettlägerigen Amputierten" für die kalten Jahreszeiten - Lieferung von 17 Zentnern Kartoffeln für das Kinderheim Wilschenbruch - Bereitstellung von 28 Ferienplätzen für Stadtkinder - Verteilung von Kleidungsstücken und Care-Paketen an bedürftige Frauen und werdende Mütter - Sammlung von Kinderwäsche - Kartoffel- und Gemüsesammlung für Kriegsbeschädigte.

Lenchen Wagner schrieb in ihrem Bericht an den Kreisverband, daß man die guten Ergebnisse der Sammlungen den Mitarbeitern in den Ortsvereinen unter Mithilfe der örtlichen Gemeindeschwester verdanke. Weiter sorgte der Zweigverein für das Lager im Dorn, in dem entlassene heimatlose Soldaten kampierten, denen man zu Weihnachten neben Sach- und Lebensmittelspenden, Kuchen und Äpfel schenkte.

Auch 1948 starteten die Ortsverbände Sammlungen, z. B. baten sie um Wolle. ,,Es muß nicht immer ein ganzes Pfund sein, das gespendet wird, jede Handvoll Wolle hilft uns, Not zu lindern. Viele Wenige geben ein Viel! Die Not der Kinder und Russland-Heimkehrer ist so groß, daß wir dringend um jedes Stückchen Wolle bitten müssen."

Aus den Wollspenden strickten die Frauen des DRK Socken und Kinderstrümpfe, die vom Kreisverband zu Weihnachten an Bedürftige verteilt wurden.

Zu Ostern 1948 beschenkte man die Kriegsversehrten in der ,,Krankenanstalt Lüneburg" zum letzten Mal mit Ostereiern, da die Anstalt zum 1.4.1948 aufgelöst werden sollte.

Anläßlich eines Wohltätigkeitskonzertes am 7.4.1948 führte man die Einnahmen dem DRK-Hilfswerk zu.

Sammlungen nach der Währungsreform standen ,,im Dienst der Altershilfe, Kriegsversehrten und des DRK-Suchdienstes". Eine Erntedanksammlung aus den Dörfern erbrachte, gem. Schreiben vom 3.11.1948, folgendes:

So dankte der 1. Vorsitzende, Oberkreisdirektor i.R. Eicke, am 29.12.1949 in einem Schreiben an ,,alle Vorsitzenden der DRK-Frauenvereine, Bereitschaftsführer- und führerinnen und Vorstandsmitglieder im Landkreis Lüneburg" dafür, daß sich jeder ,,in den Dienst dieses großen humanen Hilfswerks" gestellt hat. ,,Und jedem ist es vergönnt gewesen, den Erfolg seiner selbstlosen, oft mühevollen Arbeit an dankerfüllten Heimkehrern, Flüchtlingen, kinderreichen Müttern und verwaisten Kindern zu sehen."

Die segensreiche Tätigkeit des DRK aber charakterisierte Frau v. Spörcken, die Kreisvorsitzende, anläßlich einer Hauptversammlung 1950 im April in Dahlenburg, indem sie die Arbeit des DRK mit einem Samenkorn verglich, das durch die eigennützige Hilfsbereitschaft der Helfer im Laufe der Jahre Früchte getragen hat.

1950 richtete man 12 Unfallhilfsstellen im Dahlenburger Raum ein. Otto Scheuregger als Bereitschaftsleiter und Elsbeth Moser als Bereitschaftsleiterin übernahmen die Betreuung der Hilfsstellen in Dahlem, Köstorf, Harmstorf, Tosterglope, Ventschau, Kovahl, Pommoissel, Nieperfitz, Oldendorf, Boitze, Gienau und Mücklingen, an denen geschulte Helferinnen standen, die bereit waren, bei Unfällen 1. Hilfe zu leisten.

Besondere Hilfe erfolgte durch Spenden aus der Schweiz und Schweden, so daß das DRK Kleider, Wolldecken und Bettwäsche an bedüftige Familien weiterleiten konnte.

Caritas, Innere Mission und DRK arbeiteten zusammen, um die Not jener Tage zu lindern. Neben den bisherigen Aufgaben stand in den nächsten Jahren die Werbung für den Beruf der Krankenschwester, die Ausbildung von DRK-Helfern und Helferinnen, Erste-Hilfe-Kurse, Krankenbesuche, Altennachmittage, Besuch von Seniorenseminaren in Betzendorf und Barendorf, Kontakte zur Lebenshilfe in Lüneburg, zum Wichernhaus.

Als Ausbilder in ,,Erste-Hilfe-Kursen für alle Altersstufen" wirkte von 1972-1988 Herbert Lehmann.

1961 rief Lenchen Wagner zum Blutspendedienst auf. Mit ihren Helfern und Helferinnen betreut sie seit nunmehr 27 Jahren die ,,Spendenwilligen". Dreimal im Jahr erfolgt die Blutentnahme, und am 11.12.1986 wurde der 5000. Spender begrüßt.

Am 1.2.1984 weihte man ein DRK-Haus ,,An der Burg" ein. Hier stehen die Räume der DRK-Bereitschaft.

Schon bald nach dem 2. Weltkrieg bildete sich das Jungendrotkreuz, das Kontakte mit der schwedischen Jugend knüpfte. Junge Menschen stellten sich in den Dienst unter dem ,,Roten Kreuz".

Im Mai 1973 begann Gustav Kretschmann, eine Jugendgruppe des DRK einzurichten. Kretschmann und Maria Dittrich, Sommerbeck, die einen Lehrschein für ,,Erste Hilfe" besaßen, bildeten die ersten 15 Mitglieder der Gruppe in einem ,,Erste-Hilfe-Lehrgang" aus. Der Kreisverband des DRK stellte für Einsätze einen VW-Bus zur Verfügung.

Neben Lehrgängen und regelmäßigen Übungen für den Ernstfall, Katastopheneinsatz in Gemeinschaft mit der Feuerwehr, folgten Einsätze beim Blutspendedienst, bei Reitturnieren, Reitjagden, Schützenfesten, Sportveranstaltungen, bei der Sammlung von Altkleidern und dergl. mehr und leider häufig bei Verkehrsunfällen.

Im Januar 1978 richtete das DRK einen Verbandsplatzzug gemeinsam für Bleckede und Dahlenburg ein. Das bedeutete eine verbesserte Versorgung, zumal in Bleckede ein Sanitätszug stationiert wurde.

Zum Verbandplatzzug gehören: 1 Krankentransportfahrzeug, 1 Mannschaftstransportwagen, 1 geländegängiger Lastwagen, 1 VW-Bus und Verbandsmaterial. Matthias Körte führte den Zug und wurde 1986 Kreisbereitschaftsführer.

Gruppenführer leiten die Bereitschaft, sorgen für die Weiterbildung, planen Einsätze und koordinieren im heimatlichen Raum die Großübungen gemeinsam mit der Feuerwehr.

Nach einem Bericht von Zugführer Axel Klaus opferten 1986 die 23 Mitglieder der Bereitschaft Dahlenburg 4 782 Stunden für den Dienst in der Gemeinschaft, für den Dienst am Nächsten.

Helmut Dibbern, Schiffsmaschinenbautechniker, lebte seit 1943 als Hamburger Ausgebombter mit seiner Familie in Dahlenburg. 1954, auf Vorschlag von Ratsherrn Otto Scheuregger, beauftragte ihn das DRK mit der Durchführung des Krankentransportes, den er 12 Jahre ausführte.

Die Garage des Krankenwagens lag anfangs hinter Heitmanns Hotel, so daß Dibbern, der am Bussenmühlenweg wohnte, bei Wind und Wetter, oft bei Schneegestöber, den Wagen holen mußte, um dann die Kranken zu transportieren. Nachts deuteten Lichtsignale seiner Frau aus einer Bodenöffnung an, daß die Dienstzeit noch nicht beendet und oft nach Mitternacht noch ein Schwerkranker darauf wartete, das rettende Krankenhaus in Bevensen oder Lüneburg zu erreichen. Nach seinem Ausscheiden übernahmen den Krankentransport des DRK Hubert Dworatzek und Dieter Wehrend.

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