
Am 14. Mai 1826 schlossen sich 86 Dahlenburger Bürger zum Schützenverein zusammen. Es entstand das Schwarze Korps, deren Mitglieder im schwarzen Gehrock mit Zylinder beim Schützenfest im Umzug durch den Ort marschierten. Vorbilder dieser Vereinigung waren die Freikorps, die in den Freiheitskriegen 1813/14 für ihr Vaterland, für ihre Heimat gekämpft hatten. Treue zur Heimat, Treue zum Verein gelobten die Schützen. Die Schießkunst aber erprobte man bei den Schützenfesten, die richtige Volksfeste wurden. Die Genehmigung für die Durchführung des Scheibenschießens mußte eingeholt werden:
,,An den Fleckensmagistrat in Dahlenburg Wohlehrenwerter!
Wir nehmen in Erwiederung des Berichtes vom 9. d. M. keinen Anstand, die Abhaltung des dortigen Scheibenschießens am Dienstage, den 16. d. M. hierdurch zu gestatten
Bleckede, den 12. May 1837
Königliches Amt"
Unterschriften
Das Grüne Korps, das heutige Jägerkorps, bildete sich 1862 und das Joppenkorps 1895. Bereits 1865 gab es Nachrichten über ein Kinderschützenfest.
In einem Schreiben des Schulvorstandes an die Herren Küster Ludolphs und Lehrer Buck hieß es:
,,Ersuchen des Schulvorstandes von Dahlenburg
Der Schulvorstand hat in Übereinstimmung mit dem Kirchenvorstand die bisherige Art und Weise in Erwägung gezogen, in welcher das Schießen der Schulkinder am Dienstag nach Trinitatis abgehalten zu werden pflegt und sich manche Übelstände und Unzulänglichkeiten, die dabei eingerissen sind, nicht verhehlen können.
Zunächst ist es das Umherziehen der Kinder am Morgen im Orte selbst und namentlich die Bewirtung derselben mit spirituösen Getränken, was künftig nicht geduldet werden soll.
Ferner das Tanzen im Dorn bis spät in die Nacht hinein, was in physischer und moralischer Hinsicht nur nachteilig wirken muß.
Endlich ist bislang die Festsetzung, Einkassierung und Verwendung der Geldbeiträge ohne alle Kontrolle in den Händen der Kinder gewesen, was ebenfalls nicht in der Ordnung ist.
So sehr den Kindern eine Festlichkeit im Freien zu gönnen ist, so darf sie doch in der bisherigen Gestalt sich nicht wiederholen, da die nachteilige Wirkung auf Fleiß, Betragen und auf die ganze Haltung der Kinder in und außen der Schule nicht ausbleibt, wie die Herren selbst am besten wissen werden.
Im Interesse Ihrer Schule und des Wohles der Kinder überhaupt werden Sie daher ebenso sehr wie der Schul- und Kirchenvorstand eine Änderung wünschen und letztere erbitten sich dazu Ihre Mithilfe besonders in der Ar, daß die Kinder im Dorn nicht ohne gehörige und von Ihnen anpartierte Aufsicht bleiben.
Es ergeht daher das Ersuchen an die beiden Herren, ob Sie nicht gemeinschaftlich oder wenigstens abwechselnd die Sache mit in die Hand nehmen und die Kinder an diesem Tage mit beaufsichtigen wollen, wobei die Schulvorsteher Ihnen gern behilflich sein werden.
Der Schulvorstand bittet Ihre Erklärung hier unter zu setzen auch etwaige Bemerkungen und Wünsche, die Sie in dieser Beziehung haben, hinzuzufügen.
Dahlenburg, den 31. Mai 1865
Namens des Schulvorstandes
Francke"
,,In Bezug auf die obige geehrte Zuschrift des hiesigen verehrbaren Schulvorstandes erlauben die Unterzeichneten sich nachfolgende Erwiderung, respektive Erklärung.
Zunächst könen dieselben von ihrem Standpunkt aus als Lehrer und Erzieher der Jugend die hier überhaupt etwas gängige Sitte der Heranziehung der Schuljugend zu den Vergnügungen der Erwachsenen nicht billigen, indem dieselbe statt zur frühzeitigen Entsagung, Mäßigkeit, Bescheidenheit gewöhnt zu werden eigentlich unbewußt in selbigem Alter zur Eitelkeit, Genußsucht geführt wird.
Da aber an einer Aufhebung des Kinderschützenfestes, obwohl vom pädagogischen Standpunkt aus nur wünschenswert, vorläufig noch nicht zu denken ist, so kann es doch nur Wunsch der Unterzeichneten sein, daß bei Abhaltung dieser Festlichkeit zur Abwehr vorkommender Unzuträglichkeiten kräftige Zucht und Aufsicht gehandhabt wird.
Zur Beförderung dieses Zweckes sind Unterzeichnete nun gern gewilligt, wenn nicht dringliche Abhaltung vorliegt, in Gemeinschaft und auch alternirend mit dem hiesigen Schulvorstande, welcher Corporation an solchem Orte wohl nur eine Machtbefugnis zusteht, die Schuljugend an diesem Tage auf dem Schützenplatze und beim Tanze daselbst zu beaufsichtigen.
Dahlenburg, den 31. Mai 1865
C. Ludolphs
Buck" (39)
Man feierte das Schützenfest bei Gastwirt Ohlmeyer, und der Pferdestall diente als Tanzsaal. Festplatz war in der ersten Zeit der Platz, wo die Dalenburg stand, nachdem die Ruine endgültig am Anfang des 19. Jahrhunderts abgetragen worden war. Hier fand das Schießen statt.
Der Dorn war, wie der Name besagt, ein mit Dornengestrüpp bewachsenes Gelände, das im Laufe des 18. Jahrhunderts mit Eichen aufgeforstet wurde. Als nach der französischen Einquartierung und nach dem Abzug der Verbündeten auch die Kasse des Rates leer war, verkaufte die Gemeinde das Holz der Bäume, sorgte aber gleichzeitig für Neuanpflanzungen. So schuf man hier um 1840 einen Festplatz, für dessen Anlage Bürgermeister Uhthoff Geld aus eigener Tasche opferte. Die Bürger halfen bei der Gestaltung. Man errichtete einen Schießstand und verlegte die Schützenfeste hierhin.
Ein Schützenhaus bauten an dieser Stelle die Gebrüder Lammers, der eine war Bäcker und der andere Gastwirt, um 1854/55. In dem Haus befanden sich moderne Einrichtungen, darunter auch eine Kegelbahn, so daß selbst im Winter hier Bälle stattfinden konnten. Später verfiel das Schützenhaus und wurde abgerissen, der Bau hatte sich nicht rentiert. Die Feste fanden nun in Zelten statt. Erst 1901 erbaute der Magistrat ein neues Schützenhaus. Den Bau führte Zimmermeister H. Hansen aus. Mit Änderungen kamen die Kosten auf 15000 M.
Den Ort hatte man in vier Schützen-Bezirke eingeteilt. An der Spitze des Bezirks kommandierte als Offizier der Schützen ein Bürgervorsteher. Er bewirtete die Schützen, die ihn zum Scheibenschießen abholten, und dann zogen sie zum Sammelplatz, dem Gasthaus Ohlmeyer. Hier trafen die vier Züge zusammen, und gemeinsam rückten sie zum Schießstand ab.
Der erste Schützenkönig 1826 war Schuhmachermeister Mennrich, der zweite 1827 Gastwirt Ohlmeyer und der dritte 1828 Ratsmann G. Soltau.
36 Jahre gab es nur ein Korps, das ,,Schwarze Korps". Jeder Schütze trat an den Festtagen in seinem Sonntagsanzug an, bzw. im Gehrock und Zylinder.
1862 nahm zum ersten Mal das ,,Grüne Korps", das Jägerkorps, am Schützenfest teil. In ihren althannoverschen Uniformen der Jäger empfingen sie gemeinsam mit den ,,Schwarzen" 1865 König Georg V., Malermeister G. Koch als Schützenkönig hatte mit seinen Schützen und Fahnen am Harwegschen Zimmerplatz Aufstellung genommen, und unter dem Begrüßungsjubel der Zuschauer unterhielt sich der König mit einigen Schützen.
1895 bildete man das ,,Grüne Korps", das ,,Joppenkorps". Man beschloß, eine Uniform zu tragen, bestehend aus einer ,,grauen Joppe mit grünem Besatz, einem grünen Hut und einem Beinkleid mit einer grünen Biese versehen." 1905 wählte man bereits weiße Beinkleider zum Ausmarsch.
Die Schützenfeste, ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben des Ortes, gingen seit jeher Pfingsten vonstatten. 1911, anläßlich des 75-jährigen Bestehens des Schützenvereins, wurde der beste Schuß für Kaiser Wilhelm II. abgegeben. Bürgervorsteher Hartmann traf ins Schwarze, und so wurde Kaiser Wilhelm II. zum Schützenkönig gekürt. Der Kaiser nahm die Würde an und stiftete einen Orden. Bürgermeister Soltau übernahm die Repräsentation der Königswürde.
Traditionsgemäß spielten die Fahnen im Schützenumzug eine Rolle. Die älteste Fahne, eine rote von 1826, trug ein Fähnrich bis 1930 im Umzug mit; sie befindet sich heute im Heimatmuseum. Die zweite Fahne von 1855 schenkte H. H. Buhlert dem Verein. Der dritten Fahne, in den Farben schwarz-rot-gold, der Freiheitsfahne, folgte im Umzug das Schwarze Korps. Sie verschwand in den Wirren des ersten Weltkrieges. 1926, anläßlich des 100-jährigen Jubiläums, weihten die Schützen eine neue Fahne ein. 1962 löste bei dem Jägerkorps eine neue Fahne die ,,Dahlenburger Königsfahne" ab. Die feierliche Weihe im Beisein vieler Schützen und Ehrengäste klang aus auf dem Marktplatz im Schein der Fackeln nach Intonierung des ,,Großen Zapfenstreiches" durch die Kapelle.
,,Liebe zum Verein - Liebe zur Heimat - Liebe zum Vaterland", das sind Leitmotive, die diese Schützenkorps zusammenschmieden, verwurzelt in der Tradition tragen sie die Hoffnung im Herzen, ,,daß wieder die Sonne aufgeht über deutschem Land und die Wiedervereinigung eines Tages in Friede und Freiheit sich vollzieht". (40)

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